Seiten: 299, Sprache: DeutschReich, U. / Dannhauer, K.-H.Zur Beurteilung der kephalometrischen Meßwerte kieferorthopädischer Patienten werden in der Regel Werte eugnather Probandengruppen herangezogen. Werte, die die morphologische Variabilität der kieferorthopädischen Patienten widerspiegeln, besitzen dagegen in Diagnostik und Therapieplanung keine unmittelbare praktische Relevanz. Gerade durch die Berücksichtigung des hier bestehenden Verteilungsmusters könnte jedoch das Ausmaß der vorhandenen Abweichungen der einzelnen kephalometrischen Variablen exakter bestimmt und damit der Schwierigkeitsgrad der Anomalie besser eingeschätzt werden. Ziel der Untersuchung war es deshalb, die bei der Gesamtheit aller kieferorthopädischen Patienten bestehende Variationsbreite für die Parameter der Bergen-Analyse möglichst plastisch aufzuzeigen. Hierzu wurden anhand der prätherapeutischen Fernröntgenseitenbilder von 10.047 unselektierten kieferorthopädischen Patienten (als Gesamtgruppe sowie in drei Altersgruppen) die Perzentilwerte P3, P10, P25, P75, P90 und P97 berechnet. Diese Perzentilwerte bilden die Grundlage für eine Beurteilung kephalometrischer Meßwerte aus epidemiologischer Sicht, wobei der Vorzug darin besteht, daß das diagnostische Augenmerk nicht primär auf Mittelwerte gelenkt wird. Es wird gezeigt, daß bei den meisten Fernröntgenparametern der große Teil der Patienten nur relativ geringe Abweichungen aufweist. Enorme Abweichungen sind relativ selten, speziell bei den dentoalveolären Parametern können diese jedoch ein solches Ausmaß erreichen, daß eine völlige Harmonisierung therapeutisch nicht möglich ist. Anhand zweier Patientenbeispiele wird die Methode erläutert und die zusätzlich gewonnene diagnostische Information aufgezeigt.
Schlagwörter: Kephalometrie, Epidemiologie, morphologische Variabilität, Normwerte