PubMed-ID: 26389134Seiten: 225-235, Sprache: Englisch, DeutschKordaß, Bernd / Ruge, SebastianDie Analyse der Kondylenbahn ist eine Herausforderung in der funktionsorientierten Zahnmedizin. Üblicherweise werden Referenzpunkte im Gelenkbereich auf der Hautoberfläche als "arbiträre", "individuelle" oder "kinematische" Scharnierachspunkte bestimmt und in Bewegung als "Kondylenbahnen" dargestellt. Inwiefern diese "Referenzpunkte" die tatsächlichen Kondylenbahnen repräsentieren, ist im jeweils individuellen Patientenfall letztlich unklar, weil die geometrische Beziehung des tatsächlichen Kondylus zu dem gewählten Referenzpunkt in der Regel nicht bekannt ist. Je nach Lage des Punktes zum Kondylus und zu den Drehzentren der Unterkieferbewegung können diese Bewegungsbahnen bei kombinierten Dreh- und Gleitbewegungen, beispielsweise bei Öffnungs- und Schließbewegungen, deutlich variieren. Dieses zeigen Punktefelder, die im Näherungsbereich des Kiefergelenks angeordnet werden. Um die tatsächliche Kondylenbahn als Bewegungsbahn beispielsweise des Kondylenmittelpunktes aufzuzeichnen, bedarf es Lösungen zur Kopplung mit geeigneten bildgebenden Verfahren, die den Kondylus einschließlich der Punkte, die in Bewegung erfasst werden sollen, abbilden und zugleich in realdynamischer Bewegung darstellen können. Eine solche Lösung ist Sicat Function (Sicat, Bonn). Sicat Function koppelt Aufnahmen der digitalen Volumentomographie (DVT, System Galileos, Sirona, Bensheim) mit ultraschallbasierten, dreidimensionalen Bewegungsaufzeichnungen der Unterkieferfunktion (Jaw Motion Tracker JMT+, Sicat). Zusätzlich können auch intraoral gescannte Zahnreihen mit dem Cerec-System (Sirona) eingeblendet werden. Auf diese Weise entsteht ein 3-D-Modell des knöchernen Unterkiefers einschließlich der Kiefergelenke, das die Bewegungen der Kondylen dreidimensional realdynamisch darstellt und zugleich die Kondylenbahnen an definierten Punkten (hier besonders interessant: Mittelpunkte der Kondylen) wiedergibt. Sicat Function ist damit eine Lösung für die erweiterte instrumentelle und bildgebende Kiefergelenkdiagnostik und hat seine primäre Indikation bei persistierenden, arthrogenen CMD-Beschwerden, die einer Abklärung knöcherner Strukturkomponenten des Kiefergelenks bedürfen.
Schlagwörter: Sicat Function, digitale Volumentomographie, DVT, Funktionsanalyse, Kondylenbahn, Kiefergelenkdiagnostik, CMD