Ziel: Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die klinischen Veränderungen und Dimensionsveränderungen des Weichgewebes nach Implantatinsertion in abgeheilte Zahnlücken und Sofortbelastung mit individuell vorgeformten bzw. konventionellen Gingivaformern über 3 Jahre zu untersuchen.
Material und Methode: Prämolaren- bzw. Molarenimplantate wurden entweder mit individuellen provisorischen Gingivaformern, die im Sinne der biologisch orientierten Präparationstechnik (BOPT) keine Präparationsgrenze aufwiesen (Testgruppe), oder mit konventionellen Gingivaformern (Kontrollgruppe) sofortbelastet. Drei Monate später wurden die definitiven Kronen hergestellt. Ausgewertet wurden die Weichgewebeveränderungen als primäre sowie eventuelle unerwünschte Ereignisse als sekundäre Endpunkte.
Ergebnisse: Von den insgesamt 87 ursprünglich eingeschlossenen Patienten wurden 50 für die retrospektive Analyse ausgewählt, davon 23 Patienten in der Test- und 27 Patienten in der Kontrollgruppe. Postoperativ traten in den ersten Tagen zwei Fälle von Mukositis, einer in jeder Gruppe, als unerwünschte Ereignisse auf. Zudem wurden einige wenige technische Komplikationen, darunter die Lockerung von vier verschraubten Kronen dokumentiert. In beiden Gruppen war während der ersten 3 Monate eine signifikante Zunahme der Alveolarkammbreite zu beobachten (Testgruppe: +2,5 ± 0,5 mm; Kontrollgruppe: +1,0 ± 0,9 mm), während sich zwischen den Breiten nach 3 Monaten und denen nach 3 Jahren in beiden Gruppen keine Veränderungen fanden. Ferner ergaben sich bezüglich der Breite der keratinisierten Mukosa keine signifikanten Differenzen zwischen den Baseline-Messungen und den Werten nach Abschluss der Nachbeobachtung. Der Papillenindex nach Jemt zeigte eine höhere Zunahme in der Test- als in der Kontrollgruppe.
Schlussfolgerung: Über den 3-jährigen Beobachtungszeitraum waren an den mit individuellen Gingivaformern sofortbelasteten Implantaten bessere Ergebnisse bezüglich der Weichgewebedicke und Breite des keratinisierten Gewebes zu beobachten als an denen der Gruppe mit konventionellen Gingivaformern. Die Anzahl unerwünschter Ereignisse (Mukositis und Dehiszenz) war in beiden Gruppen annähernd gleich. Zudem führten individuelle Gingivaformer zu einer signifikanten Zunahme der Alveolarkammbreite, die hier doppelt so groß war wie in der konventionellen Gruppe.
Schlagwörter: anatomisches Käppchen, Dentalimplantat, Gingivaformer, Implantatabutment, Implantatinsertion, individueller Gingivaformer