Ziel: Eine okklusale Verjüngung mit einem Konvergenzwinkel (ϕ) von insgesamt 6° ist eine typische Forderung an Kronenpräparationen. Es wurde jedoch bereits gezeigt, dass sie in der Praxis nur schwer zu realisieren ist. Ziel der vorliegenden Studie war eine Untersuchung der Fähigkeit von Zahnmedizinstudenten, unter klinischen Bedingungen und unter Verwendung von analogen Hilfsmitteln unterschiedliche Steilheiten (einschließlich eines Unterschnittes von –1°) von Eckzahn- und Molarenpräparationen zu schätzen.
Material und Methode: Die Totalprothesen eines Patienten wurden ohne die Prothesenzähne 16, 23, 33 und 46 dubliert. Für jede dieser Lücken wurden sechs Kronenpfeiler mit ϕ/2 = –1°, 3°, 6°, 9°, 12° und 15° gefräst, die mithilfe von Minimagneten in die Lücken eingesetzt werden konnten. Insgesamt 144 Zahnmedizinstudenten, je 48 aus dem 1., dem 6. und dem 9. Semester, nahmen intraorale Schätzungen dieser Winkel mit verschiedenen analogen Hilfsmitteln vor: Neben den grundlegenden zahnärztlichen Instrumenten konnten ein Parallelometer-Spiegel, ein analoges Ziffernblatt mit 6°-Skalierung sowie eine Reihe von Zahnstümpfen mit ϕ/2 zwischen –1° und 15° verwendet werden.
Ergebnisse: Die im Allgemeinen angestrebten 3° wurden kaum als solche erkannt, sondern in der Regel als steiler oder sogar als Unterschnitte wahrgenommen. Dagegen wurden die mit –1° divergierenden Stumpfwände überwiegend als parallel oder leicht konvergent betrachtet. Mit wachsendem Winkel wurden die Stumpfpräparationen tendenziell als steiler, das heißt korrekter beurteilt, als sie tatsächlich waren. Die zusätzlichen Werkzeuge führten nicht zu einer allgemeinen Verbesserung der Schätzleistung der Probanden. Die Studierenden der höheren Semester erreichten keine besseren Ergebnisse.
Schlussfolgerung: Die Autoren stellen die Objektivität einer ausschließlich visuellen Bewertung des Konvergenzwinkels von Kronenstumpfpräparationen infrage. Es scheint, dass die Zahnarztausbildung sich an diesem Punkt auf das Vermeiden von Unterschnitten als Mindestanforderung für exakte Intraoralscans konzentrieren sollte. Die digitale Überprüfung des Präparationswinkels mithilfe eines IOS und unmittelbare Berücksichtigung des Ergebnisses bei der Präparation könnten dabei helfen, adäquate Präparationen sicherzustellen.
Schlagwörter: Zahnmedizinstudenten, Kronenstümpfe, Konvergenzwinkel, Präparationswinkel, intraorale Schätzung, Parallelometer-Spiegel, Veranschaulichungsmittel