ParodontologiePages 363-370, Language: GermanEberhard, JörgEine kritische BewertungBevor neue Behandlungskonzepte in die Praxis übernommen werden, ist die kritische Auseinandersetzung mit ihnen anhand der vorliegenden wissenschaftlichen Literatur notwendig. Das Behandlungskonzept der "Full-mouth Disinfection" (FMD) ist ein neues, als Alternative zur nichtchirurgischen Behandlung entzündlicher parodontaler Erkrankungen entwickeltes Verfahren, das zunehmende Verbreitung in der Praxis findet. Der Beitrag gibt eine kurze Übersicht und Bewertung der zurzeit vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen zur FMD, deren Ziel die vollständige und gleichzeitige Elimination exogener pathogener Keime aus parodontalen Taschen und allen oralen Nischen ist. Unter FMD versteht man Scaling und Rootplaning, kombiniert mit einer adjuvanten Chlorhexidin-Gabe. Zusätzlich ist ein "Full-mouth Scaling" (FMS) zu nennen, welches ohne die adjuvante Chemotherapie auskommt. Für die vorliegende Übersicht wurden neun Originalarbeiten von klinischen Studien zum Thema analysiert, in denen insgesamt 118 Patienten mit einer chronischen oder aggressiven Parodontalerkrankung behandelt wurden. Die Sondierungsblutung, die Reduktion der Taschensondierung, die Veränderung des Attachmentniveaus und der Nachweis von Keimen wurden herangezogen, um die verschiedenen Behandlungsmethoden miteinander zu vergleichen. Anhand der analysierten Studien konnte nicht nachgewiesen werden, dass eine der zwei Behandlungsstrategien (FMD oder FMS) das Ergebnis einer Parodontalbehandlung im Vergleich zum konventionellen Scaling und Rootplaning verbessert. Die Voraussetzungen für einen Paradigmenwechsel von der konventionellen nichtchirurgischen Therapie zur FMD sind zurzeit nicht gegeben.
Keywords: Parodontitis, Full-mouth Disinfection, nichtchirurgische Parodontalbehandlung, adjuvante Chemotherapie