WissenschaftDOI: 10.3238/dzz.2019.0402Seiten: 402, Sprache: DeutschSchwendicke, Falk / Göstemeyer, GerdEinleitung: Kariesversiegelung und Kariesinfiltration sind innovative Konzepte zur Behandlung früher Läsionen. Gerade für approximale Karies haben sie diverse Vorteile gegenüber einem rein invasiv-restaurativen Vorgehen. Der Artikel wird beleuchten, ob beide Therapien bereits als nachweislich wirksam ange-sehen werden können und Behandlungsindikationen darlegen.
Methode: Das Konzept der Kariesversiegelung und -infiltration wird erläutert. Die Indikationsstellung wird beschrieben und Limitationen beider Techniken diskutiert. Die vorhandenen klinischen Studien zur Wirksamkeit beider Techniken werden ausgehend von einer kürzlich veröffentlichten systematischen Übersichtsarbeit vorgestellt und bewertet. Ergebnisse einer Meta-Analyse werden ebenfalls dargestellt.
Ergebnisse: Sowohl die Kariesversiegelung als auch die Kariesinfiltration sind nachweislich wirksam zur Arretierung früher, nicht kavitierter Approximalkaries. Insgesamt stehen 13 randomisiert kontrollierte Studien zur Verfügung, die eine oder beide Therapien gegen non-invasive Alternativen (Fluoridierung, Zahnseideempfehlung) testeten. Insgesamt wurden 486 Patienten (mittleres Alter 15 Jahre) in den Studien behandelt und über 25 (Min./Max. 12/36) Monate nachverfolgt. Die Versiegelung und Infiltration reduzierte im Vergleich zu non-inva-siven Alternativen das Risiko einer Läsionsprogression um 75 % (Odds Ratio; 95 % Konfidenzintervall: 0,25; 0,18–0,32). Dabei war die Infiltration mit hoher Wahrscheinlichkeit (80 %) die wirksamste Therapie; allerdings hat nur eine Studie den direkten Vergleich von Kariesversiegelung und Infiltration angetreten. Die Indikationsstellung für beide Techniken setzt eine eingehende klinische und oft auch röntgenologische Diagnostik voraus.
Schlussfolgerungen: Zahnärzte sollten Kariesversiegelung und Kariesinfiltration in ihrem Behandlungskonzept berücksichtigen. Beide Therapien sind nachweislich oft wirksamer als non-invasive Alternativen und gleichzeitig geeignet, restaurative Maßnahmen zu verhindern oder verzögern.
Schlagwörter: Approximalkaries, Karies, Kunststoffe, Restaurationen, evidenzbasierte Zahnmedizin, mikro-invasive Therapien