Seiten: 13-21, Sprache: DeutschChow, Kai FooEin ReviewStomatologen und Zahnärzte, wie sie aus traditionellen und historischen Gründen in verschiedenen Teilen der Welt genannt werden, sind im Grunde genommen Ärzte, die sich auf das Studium und die Behandlung der Mundhöhle und der sie umgebenden Strukturen spezialisiert haben. Sie haben sich schon immer dadurch hervorgetan, dass sie vor allem wegen der direkten Zusammen-hänge mit der Pathogenese von Karies eine Reduktion des Zuckerkonsums forderten. Inzwischen haben immer mehr Wissenschaftler, Epidemiologen sowie zahlreiche Ärzte und andere medizinische Berufsgruppen festgestellt, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum auch mit der Zunahme zahlreicher relevanter systemischer Krankheiten assoziiert ist, wie Adipositas, Diabetes mellitus, Herz-, Leber- und Nierenerkrankungen sowie unzähligen Folgekrankheiten. Diese Entwicklung einer aktuellen Gesundheitskrise, die weltweit überall dort zu beobachten ist, wo traditionelle Ernährungsgewohnheiten durch die modernen Fastfood-Mahlzeiten ersetzt werden, denen in der Regel Unmengen verborgener, raffinierter Zucker zugesetzt werden, ist äußerst beunruhigend. Umso wichtiger ist es, dass Ärzte und Stomatologen weltweit ihre Bemühungen verstärken, den exzessiven Konsum von zugesetzten, extrinsischen, sekundären oder verborgenen Zuckern in Speisen und Getränken zu reduzieren oder sogar zu eliminieren. Dadurch wird nicht nur die Kariesinzidenz zurückgehen, sondern zudem die Häufigkeit vieler anderer systemischer und Organerkrankungen, die mit zugesetzten Zuckern assoziiert sind und auch viele orale Krankheiten verschlimmern. Dieser Review informiert über die Geschichte des Zuckers, das derzeitige Verständnis des Zuckerstoffwechsels sowie die zunehmende Literatur und Forschung zu den Folgen des Zuckerkonsums für die orale und die allgemeine Gesundheit, da die Mundhöhle nicht isoliert vom Körper betrachtet werden kann und umgekehrt. Der Autor hofft, damit den Anstoß für weitere wissenschaftliche Untersuchungen auf diesem Gebiet zu geben, die zu verschiedenen positiven Entwicklungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie führen und die Interessenvertreter davon überzeugen, sich dieser allgegenwärtigen Gesundheitskrise zu stellen, die eng mit dem übermäßigen Konsum von zugesetztem Zucker in all seinen Formen assoziiert ist.
Schlagwörter: Gesundheitskrise, Adipositas, Zucker
Seiten: 23-36, Sprache: DeutschJentsch, Holger / Blüher, Matthias / Hamm, Michael / Thiery, Joachim / Richter, VolkerZusammenhänge und Einfluss der ErnährungParodontalerkrankungen sind mit verschiedenen Komponenten des metabolischen Syndroms assoziiert, u. a. mit Adipositas und Atherosklerose. Adipositas ist als ein Risikofaktor für die Parodontitisentwicklung zu betrachten. Zahlreiche Befunde weisen darauf hin, dass Parodontitis einen unabhängigen Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen darstellt. Die zu be-obachtenden Assoziationen können sowohl auf gemeinsame Lebensstil- bzw. Risikofaktoren als auch auf metabolische Interaktionen innerhalb des Organismus zurückgeführt werden. Entzündliche (inflammatorische) Prozesse bilden ein Bindeglied zwischen Parodontitis, Adipositas und kardiovaskulären Erkrankungen. Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass den bestehenden Entzündungen teilweise auch spezifische Defekte im Rahmen der aktiven Vorgänge der Entzündungsauflösung zugrunde liegen. Ernährungseinflüsse auf die Entwicklung und Auflösung von Entzündungsprozessen stehen mit dem Verlauf der Erkrankungen in Verbindung. Deshalb sollten Empfehlungen bezüglich einer optimalen vollwertigen und antiinflammatorisch wirkenden Ernährungsweise in Strategien zur Prävention von Parodontalerkrankungen und ebenso anderer systemischer Erkrankungen wie Adipositas und kardiovaskuläre Erkrankungen einbezogen sein.
Schlagwörter: Parodontitis, Adipositas, Atherosklerose, Ernährung, Entzündungen, Lipidmediatoren, Entzündungsauflösung
Seiten: 37-41, Sprache: DeutschWölber, Johan / Tennert, ChristianEin wesentliches Merkmal von modernen Ernährungsweisen in den Industrienationen ist der Konsum von prozessierten Lebensmitteln, welche reich an isolierten Makronährstoffen wie Zucker, Stärke und gesättigten Fettsäuren sind, aber nur wenige Mikronährstoffe und Ballaststoffe enthalten. Dabei hat die Entfernung von Ballaststoffen aus der Nahrung erhebliche physiologische Konsequenzen für den Blutzuckerspiegel, das Sättigungsgefühl und die langfristige Stabilität des Körpergewichts sowie die Bildung von antiinflammatorischen Substanzen durch Darmmikrobiota. In Bezug zur Parodontitis zeigen sowohl Querschnitts- als auch Interventionsstudien durchgehend positive Effekte eines hohen Ballaststoffkonsums im Verhältnis zur Reduktion von parodontalen Entzündungen. Der Artikel beleuchtet die zugrunde liegenden Mechanismen und gibt klinische Empfehlungen zur Ernährungsberatung in der parodontalen Therapie.
Schlagwörter: Parodontitis, Gingivitis, Ballaststoffe, Immunmodulation, Wirtsmodulation, Ernährungstherapie
Seiten: 43-48, Sprache: DeutschUhrig, Wolfram / Dörfer, Christoph E.Zink als essenzielles Spurenelement ist für die Funktionsfähigkeit von Tausenden von Proteinen und Hunderten von Enzymen unabdingbar. Daher kann sich Zinkmangel in einer großen Zahl von Erkrankungen, vor allem Entzündungen, äußern. Obwohl eine genaue Quantifizierung des Zinkbedarfs, der Resorptionsquote und des Zinkmangels im Routinebetrieb derzeit nicht möglich ist, gilt es als gesichert, dass Zink vor oxidativem Stress schützt und die Immunkompetenz verbessert. Eine ausreichende Versorgung mit Zink ist daher zum Erhalt der Gesundheit und zur Vorbeugung von Erkrankungen wichtig. In der Ernährung kommt das Spurenelement sehr häufig vor. Als Zinkquelle ist für Menschen vor allem tierische Nahrung wichtig. In pflanzlicher Nahrung ist Zink für den Menschen nahezu nicht verfügbar. Zinksupplementierung hat sich bei vielen Entzündungen als therapeutisch nützlich erwiesen. Wegen der Komplexität vieler Krankheiten, die mit der Parodontitis assoziiert sind, könnte die Supplementierung von Zink auch positiv auf die Parodontitis wirken. Zur Klärung dieser Zusammenhänge besteht allerdings noch erheblicher Forschungsbedarf.
Schlagwörter: Zink, Ernährung, Diät, Zinkmangel, Immunologie, Entzündung, Wachstum, Diabetes, chronische Erkrankungen, Zink im Speichel, Porphyromonas gingivalis, Caveolae, Atherosklerose, Zinkstatus, Phytat, Schwangerschaft
Seiten: 49-64, Sprache: DeutschTeughels, Wim / Laleman, IsabelleDie Geschichte der ProbiotikaNach dem erfolgreichen Einsatz von Probiotika in der Medizin, z. B. bei der Prävention der antibiotikaassoziierten Diarrhö, nimmt das Interesse an diesem Gebiet auch in der Zahnmedizin zu. Probiotika werden definiert als lebende Mikroorganismen, die nach der Gabe in ausreichend hoher Menge einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt haben. Ihr Wirkmechanismus ist nicht bis ins Detail geklärt. Vermutlich stören sie das Ungleichgewicht bei vom Biofilm ausgehenden Infektionen. Klinische Studien kamen für bestimmte probiotische Stämme bei der Prävention von Karies und Halitosis zu vielversprechenden Ergebnissen.
Schlagwörter: Probiotika, Laktobazillen, Parodontitis, Karies, Zahnfäule, Zahnheilkunde