Seiten: 7-25, Sprache: Englisch, DeutschGouw, Simone / de Wijer, Anton / Creugers, Nico / Kalaykova, StanimiraBruxismus ist ein verbreitetes Phänomen, bei dem es zur wiederholten Aktivierung der Kaumuskeln kommt. Mehrere internationale Leitlinien empfehlen Muskeldehnungsübungen bei muskuloskeletalen Störungen. Solche Übungen könnten auch bei der Behandlung der für Bruxismus verantwortlichen Kaumuskelaktivität wirksam sein. Die meisten Studien zu Muskeldehnungsübungen beschäftigen sich jedoch schwerpunktmäßig mit deren Einfluss auf die Leistungsfähigkeit (Bewegungsumfang, Koordination, Muskelkraft) der Extremitäten- oder Rumpfmuskulatur von Gesunden oder Patienten mit Sportverletzungen. Die Dehnung der menschlichen Kaumuskulatur sowie Nicht-Dehnungsübungen im Rahmen der Behandlung von (Schlaf-)Bruxismus wurden dagegen bislang nur in wenigen Studien untersucht. Dieser Artikel bietet ein Review der Literatur zu Muskeldehnungsübungen und deren möglicher Rolle bei der Behandlung von Schlafbruxismus oder seinen Folgen für das muskuloskeletale System.
Schlagwörter: Bruxismus, Muskeldehnung, Kaumuskeldehnungsprotokoll
Seiten: 27-40, Sprache: Englisch, DeutschGautsch, Andreas / Ratzmann, Anja / Bernhardt, OlafSystematische Literaturrecherche und kritische Analyse der nationalen und internationalen LiteraturHintergrund: Der Schlafbruxismus und die obstruktive Schlafapnoe (OSA) sind eng miteinander assoziiert. Die weltweit hohe Zahl an Schienen, die zur Therapie des Bruxismus und dessen Begleiterscheinungen verordnet werden, veranlassten 2004 Gagnon et al.1 zu einer Pilotstudie, die die Wirkung einer in Kiefergelenkszentrik adjustierten okklusalen Schiene auf die Parameter der OSA untersuchte. Sie wies Unterschiede nach, die jedoch statistisch nicht gesichert werden konnten. Zudem war der Evidenzgrad dieser Studie gering.
Ziel: Ziel des als Masterthesis durchgeführten Reviews war es deshalb, systematisch die nationale und internationale Literatur zu diesem Thema zu recherchieren und Schlussfolgerungen für den zahnärztlichen Praktiker zu formulieren.
Methode: Es wurde eine systematische Recherche in den medizinischen Datenbanken von Cochrane, PubMed, LIVIVO (ehem. MEDPILOT), TRIP sowie Verlagsdatenbanken und den Publikationsorganen der nationalen und internationalen somnologischen Gesellschaften durchgeführt und durch eine Handsuche in den Literaturverzeichnissen ergänzt. Die gefundenen Studien wurden hinsichtlich ihres Designs und der Methodik analysiert, anhand der Oxforder Evidenzkriterien klassifiziert, beurteilt und die Ergebnisse diskutiert.
Ergebnisse: Derzeit liegt keine hinreichende Evidenz für die postulierte These vor, dass durch die Eingliederung okklusaler monomaxillärer Schienen bei Patienten mit einer obstruktiven Schlafapnoe eine Verschärfung des Krankheitsbildes und Eskalierung der diagnoserelevanten Parameter provoziert wird. Die drei bisher veröffentlichten themenverwandten Studien weisen, neben Schwächen im Design und Unterschieden in der Methodik, eine viel zu geringe Fallzahl auf, um statistisch gesicherte Aussagen zuzulassen.
Schlussfolgerungen: Im Hinblick auf die in den Studien beschriebenen Trends und der hohen Assoziation von Schlafbruxismus und OSA scheint es dennoch empfehlenswert, vor der Verordnung okklusaler Schienen anamnestisch zu prüfen, ob es sich um einen Patienten mit einer OSA handeln könnte. Eine positive Anamnese auf Schnarchen, Atemaussetzer, Tagesmüdigkeit, Sekundenschlaf oder der Hinweis auf eine bereits erfolgte somnologische Diagnostik respektive Therapie mit PAP-Geräten (Überdruckmaskenbeatmung) sollte den Zahnarzt veranlassen, den Patienten einer somnologischen Diagnostik zuzuführen. Im Falle einer fachärztlichen Diagnosebestätigung empfiehlt sich eine Überprüfung der schlafbezogenen Parameter durch eine ambulante Polygrafie mit der Schiene in situ.
Schlagwörter: AHI, Anamnese, Schienentherapie, Schlafbruxismus, obstruktive Schlafapnoe
Seiten: 41-51, Sprache: Englisch, DeutschKubein-Meesenburg, Dietmar / Dathe, Henning / Witt, Daniela / Fanghaenel, Jochen / Kirschneck, Christian / Krohn, SebastianUm die Funktion des Kiefergelenks veranschaulichen zu können, wurde auf Basis von Messwerten humaner Kiefergelenke ein Modell zur Simulation der Kiefergelenksfunktion konstruiert und CAD/CAM-gefertigt. Es zeigt sich, dass sich die Oberflächen des Os temporale und auch die des Kondylus mit wenigen Parametern als Teilflächen von Rotationskörpern darstellen lassen. Kondylus und Os temporale erlauben im konstruierten Modell praktisch alle Zuordnungen zueinander, eine Variation der Kondylenachsen aller Funktionen sowie die Herstellung naturnaher Disci, wie auch pathologischer Variationen. Durch die gute Visualisierbarkeit bietet sich das Modell für Lehrzwecke an. Wissenschaftlich lassen sich funktionelle Szenarien vergleichen und bewerten. Hierzu zählen zum Beispiel Diskus-Funktionen und -Variationen sowie -Rotationen, -Verschiebungen und -Verschraubungen, die dann zu MRT-Befunden und pathologischen Erscheinungen in Bezug gesetzt werden können.
Schlagwörter: Kiefergelenk, Simulation, Biomechanik, Kiefergelenksfunktion, Kiefergelenksmodell
Seiten: 53-60, Sprache: Englisch, DeutschWeisskircher, Hans-WernerDie Okklusionsschiene als bewährtes Therapiemittel bei kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) kann in der Praxis bei bestimmten Kiefer- und Zahnfehlstellungen eine Herausforderung darstellen, die vor allem das richtige funktionelle Design betrifft. Im vorliegenden Beitrag wird eine Kasuistik beschrieben, in der durch eine einfache Maßnahme an der vorliegenden Schiene bei einer bestehenden Angle-Klasse II/2 ein rascher Erfolg erzielt wurde. In der Diskussion werden mögliche Faktoren für das Auftreten und für die erfolgreiche Behandlung einer CMD mit Gelenkgeräuschen in Verbindung mit dieser Dysgnathie kurz angesprochen.
Schlagwörter: Okklusionsschiene, Angle-Klasse II/2, CMD, Malokklusion, Gelenkgeräusche, Kasuistik
Seiten: 61-71, Sprache: Englisch, DeutschRaff, AlexanderDie funktionelle Analyse des Bewegungsverhaltens des Unterkiefers auf Grundlage einer elektronischen Bewegungsaufzeichnung (elektronische Axiographie bzw. Kondylographie) ist im Gebührenverzeichnis der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) 2012 nicht enthalten. Es wurde lediglich die Leistung Nr. "806" aus der GOZ von 1988 inhaltlich unverändert in die GOZ Nr. 8060 überführt und dabei auf die Anwendung mechanischer Registriersysteme eingegrenzt. Hinzu kam die inhaltlich vergleichbare Leistung GOZ Nr. 8065 für die Anwendung elektronischer Registriersysteme. Abgesehen von der Unterscheidung mechanischer von elektronischen Registriersystemen sind beide Leistungen somit 2012 bei der GOZ-Reform im Vergleich zur Vorgängerversion aus dem Jahr 1988 fast unverändert geblieben. Weiterhin grenzt der Leistungstitel von beiden den Umfang der Leistungen unmissverständlich auf die Bewegungsaufzeichnung zur Programmierung von Artikulatoren ein. Für restaurative Anwendungen ist dies ausreichend und sinnvoll.
Die mittlerweile entwickelten Verfahren zur funktionellen Auswertung des Bewegungsverhaltens des Unterkiefers sind hingegen in diesen Leistungen nicht abgebildet. Gleichzeitig sind diese Verfahren aber in der wissenschaftlichen Literatur gut begründet und mittlerweile auch in der Leitlinie Instrumentelle Funktionsanalyse (S2k) beschrieben1. Da Zahnärzte in Deutschland nach dem Zahnheilkundegesetz verpflichtet sind, die Zahnheilkunde nach aktuellem Stand der Wissenschaft auszuüben, wäre das allein mit den im Gebührenverzeichnis der Gebührenordnung katalogisierten Leistungen unmöglich. Der Gesetzgeber hat dafür in der neuen GOZ in § 6,1 explizit die Möglichkeit verankert, im Leistungskatalog nicht enthaltene selbstständige Leistungen entsprechend nach Art, Kosten- und Zeitaufwand und Schwierigkeit vergleichbarer Leistungen abzurechnen ("Analogleistungen"). Der vorliegende Beitrag schildert am Beispiel der funktionellen Bewegungsanalyse des Unterkiefers die rechtlichen und fachlichen Hintergründe sowie die Konsequenzen für die Umsetzung in der Praxis.
Schlagwörter: kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Bewegungsanalyse des Unterkiefers, Registrieren der Unterkieferbewegung, klinische Funktionsanalyse, Gebührenordnung, GOZ, Analogberechnung