Seiten: 61-71, Sprache: Englisch, DeutschRaff, AlexanderDie funktionelle Analyse des Bewegungsverhaltens des Unterkiefers auf Grundlage einer elektronischen Bewegungsaufzeichnung (elektronische Axiographie bzw. Kondylographie) ist im Gebührenverzeichnis der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) 2012 nicht enthalten. Es wurde lediglich die Leistung Nr. "806" aus der GOZ von 1988 inhaltlich unverändert in die GOZ Nr. 8060 überführt und dabei auf die Anwendung mechanischer Registriersysteme eingegrenzt. Hinzu kam die inhaltlich vergleichbare Leistung GOZ Nr. 8065 für die Anwendung elektronischer Registriersysteme. Abgesehen von der Unterscheidung mechanischer von elektronischen Registriersystemen sind beide Leistungen somit 2012 bei der GOZ-Reform im Vergleich zur Vorgängerversion aus dem Jahr 1988 fast unverändert geblieben. Weiterhin grenzt der Leistungstitel von beiden den Umfang der Leistungen unmissverständlich auf die Bewegungsaufzeichnung zur Programmierung von Artikulatoren ein. Für restaurative Anwendungen ist dies ausreichend und sinnvoll.
Die mittlerweile entwickelten Verfahren zur funktionellen Auswertung des Bewegungsverhaltens des Unterkiefers sind hingegen in diesen Leistungen nicht abgebildet. Gleichzeitig sind diese Verfahren aber in der wissenschaftlichen Literatur gut begründet und mittlerweile auch in der Leitlinie Instrumentelle Funktionsanalyse (S2k) beschrieben1. Da Zahnärzte in Deutschland nach dem Zahnheilkundegesetz verpflichtet sind, die Zahnheilkunde nach aktuellem Stand der Wissenschaft auszuüben, wäre das allein mit den im Gebührenverzeichnis der Gebührenordnung katalogisierten Leistungen unmöglich. Der Gesetzgeber hat dafür in der neuen GOZ in § 6,1 explizit die Möglichkeit verankert, im Leistungskatalog nicht enthaltene selbstständige Leistungen entsprechend nach Art, Kosten- und Zeitaufwand und Schwierigkeit vergleichbarer Leistungen abzurechnen ("Analogleistungen"). Der vorliegende Beitrag schildert am Beispiel der funktionellen Bewegungsanalyse des Unterkiefers die rechtlichen und fachlichen Hintergründe sowie die Konsequenzen für die Umsetzung in der Praxis.
Schlagwörter: kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Bewegungsanalyse des Unterkiefers, Registrieren der Unterkieferbewegung, klinische Funktionsanalyse, Gebührenordnung, GOZ, Analogberechnung