Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2/2025
WissenschaftSeiten: 90-100, Sprache: DeutschJordan, A. Rainer / Meyer-Lückel, Hendrik / Kuhr, Kathrin / Sasunna, Dominic / Bekes, Katrin / Schiffner, UlrichEinführung: Es war ein Ziel der 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6), die Karieserfahrung und Versorgung im Rahmen einer repräsentativen deutschlandweiten Querschnittsstudie zu erheben. Methode: Mit nahezu gleicher Methodik wie in den vorherigen Studien DMS III (1997) bis V (2014) wurden Daten zur Karieserfahrung (u. a. dmft/DMFT**, Wurzelkaries) in den drei standardmäßigen WHO-Altersgruppen (12-Jährige, 35- bis 44-Jährige und 65- bis 74-Jährige) sowie bei 8- und 9-Jährigen bestimmt. Ergebnisse: Die Karieserfahrung bei 8- und 9-Jährigen lag bei 1,4 Zähnen, kariesfrei waren 59,9 %, die Karieserfahrung bei 12-Jährigen lag bei 0,5 Zähnen, kariesfrei waren 77,6 %. Bei den 35- bis 44-Jährigen kam es zu einer deutlichen Abnahme der kariesbedingten Füllungen, und die Karieserfahrung betrug 8,3 Zähne. 65- bis 74-Jährige wiesen eine Karieserfahrung von 17,6 Zähnen auf, die vor allem durch mehr Zahnerhalt bestimmt wurde; zahnlos waren 5,0 %. Die Prävalenz der Wurzelkaries betrug bei den 35- bis 44-Jährigen 13,8 % und bei den 65- bis 74-Jährigen 59,1 %. Diskussion: Die vielseitigen Mundgesundheitsmaßnahmen der letzten Jahrzehnte scheinen sich weiterhin auf den positiven Trend einer verringerten Karieserfahrung auszuwirken. Gleichwohl entsteht der Eindruck, dass bei den 12-Jährigen das Maximum erreicht ist – allerdings vor dem Hintergrund einer weiterhin recht starken Kariespolarisierung bei Kindern mit niedrigem familiärem Bildungsstatus und einem vergleichsweise großen Behandlungsbedarf im Milchgebiss. Der soziale Gradient bei Karies und Zahnverlusten zieht sich über den gesamten Lebensbogen. Schlussfolgerungen: Die DMS • 6 zeigt als bevölkerungsrepräsentative oralepidemiologische Studie die Nachhaltigkeit der Präventionserfolge bei der Karieserfahrung in allen Alters- und Bildungsgruppen in Deutschland. Gleichzeitig bestehen weiterhin soziale Ungleichheiten. Aus sozialmedizinischer Sicht scheint es sinnvoll, die zukünftigen Präventionsstrategien konkret entlang der Lebensweltorientierung der bislang nicht erreichten Gruppen und Communitys auszurichten.
Schlagwörter: DMS 6, Karieserfahrung, Milchzahnkaries, Querschnittsstudien, Sanierungsgrad, Wurzelkaries, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2/2025
WissenschaftSeiten: 122-127, Sprache: DeutschBekes, Katrin / Meyer-Lueckel, Hendrik / Jordan, A. Rainer / Kuhr, Kathrin / Schiffner, UlrichEinführung: Ziel der vorliegenden Studie war es, die Prävalenz der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) in Deutschland zu ermitteln. Sekundär sollten ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten von MIH und Karies sowie der Einfluss der MIH auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität (MLQ) analysiert werden. Methode: Alle 12-jährigen Kinder aus der DMS • 6 wurden gemäß den Kriterien der European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD) hinsichtlich des Vorliegens einer MIH untersucht. Zudem wurden die Karieserfahrung und die MLQ ermittelt. Ergebnisse: 922 Kinder im Alter von 12 Jahren wurden in die Analyse eingeschlossen. Die Prävalenz der MIH lag bei 15,3 %. In 63,3 % der Fälle fanden sich milde Formen. 8,2 % der Betroffenen wiesen eine Karieserfahrung auf. Die MLQ unterschied sich zwischen gesunden und MIH-Kindern nicht signifikant. Schlussfolgerungen: In Deutschland ist jedes siebte Kind im Alter von 12 Jahren von einer MIH betroffen. Diese Datenlage zur MIH bei älteren Kindern in Deutschland korrespondiert mit Daten aus regionalen Untersuchungen. Die Prävalenz liegt im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld.
Schlagwörter: DMS 6, Epidemiologie, Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, mundgesundheitsbezogene Lebensqualität, Prävalenz, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung, Zahnhartsubstanzdefekt
Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift, 2/2025
WissenschaftSeiten: 128-133, Sprache: DeutschSchiffner, Ulrich / Jordan, A. Rainer / Meyer-Lueckel, Hendrik / Kuhr, Kathrin / Bekes, KatrinEinführung: Neben der Karies erhalten andere Zahnhartsubstanzerkrankungen wie Erosionen zunehmende Bedeutung für Prävention und Therapie. Mit der Erhebung sollen aktuelle Zahlen zur Prävalenz von Erosionen bei jüngeren Erwachsenen ermittelt und mit dem bisherigen Kenntnisstand verglichen werden. Methode: Im Zuge der bundesweiten repräsentativen 6. Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) wurden alle Zähne gemäß Basic Erosive Wear Examination (BEWE) beurteilt. Pro Sextant ging der Maximalwert der Befundung in die Auswertung ein. Ergebnisse: Die Prävalenz der Erosion beträgt 43,2 %. Männer wiesen mit 49,1 % öfter Erosionen auf als Frauen (37,8 %). Jüngere Erwachsene mit hohem Bildungsstatus waren öfter von Erosionen betroffen als Personen mit mittlerem oder niedrigem Bildungsstatus (49,2 % vs. 37,9 % vs. 45,1 %). Diskussion: Im Vergleich zur Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2014 ist die Prävalenz von Erosionen praktisch unverändert. Der Anteil der Personen mit erhöhtem Risiko ist jedoch angestiegen. Schlussfolgerungen: Die unverändert hohe Prävalenz von Erosionen verbunden mit dem gestiegenen Anteil der Personen mit mittlerer oder hoher Risikoeinstufung zeigt, dass die Prävention und die Therapie von Erosionen ein klinisch relevantes Thema sind.
Schlagwörter: Bildungsstatus, DMS 6, Epidemiologie, Prävalenz, Risikoeinstufung, Zahnerosionen, Zahnärzte, zahnärztliche Versorgung
Quintessence International, 11/2025
DOI: 10.3290/j.qi.b5982008, PubMed-ID: 40091725Seiten: S76-S81, Sprache: EnglischSchiffner, Ulrich / Jordan, A. Rainer / Meyer-Lueckel, Hendrik / Kuhr, Kathrin / Bekes, KatrinObjectives: In addition to caries, other dental hard tissue diseases, such as erosive wear, are gaining importance in prevention and treatment. The survey aimed to collect current data on the prevalence of erosions in younger adults and to compare these with the previous state of knowledge. Method and materials: As part of the representative 6th German Oral Health Study (DMS • 6), all teeth were assessed according to the basic erosive wear examination (BEWE). The maximum value of the findings per sextant was included in the evaluation. Results: The prevalence of erosions was found to be 43.2%. At 49.1%, men had significantly more erosions than women (37.8%). Younger adults with a high education status were affected by erosions more frequently than persons with a medium or low education status (49.2%, 37.9%, and 45.1%, respectively). Conclusion: The prevalence of erosions remains practically unchanged from the Fifth German Oral Health Study (DMS V) of 2014. However, the proportion of people at increased risk has risen sharply. The continued high prevalence of erosions combined with the increased proportion of people with a medium or high risk classification indicates that the prevention and treatment of erosive wear is a clinically relevant issue.
Schlagwörter: dental care, dentists, DMS 6, educational status, epidemiology, prevalence, risk assessment, tooth erosionn
Quintessence International, 11/2025
DOI: 10.3290/j.qi.b5986212, PubMed-ID: 40091720Seiten: S30-S39, Sprache: EnglischJordan, A. Rainer / Meyer-Lueckel, Hendrik / Kuhr, Kathrin / Sasunna, Dominic / Bekes, Katrin / Schiffner, UlrichObjectives: One goal of the 6th German Oral Health Study (DMS • 6) was to survey the caries experience and care for caries in a representative cross-sectional study across Germany. Method and materials: Using almost the same methodology as the previous studies DMS III (1997) to V (2014), data were collected on caries experience (including dmft/DMFT, root caries) in the three standard World Health Organization age groups (12-year-olds, 35- to 44-year-olds, and 65- to 74-year-olds) as well as among 8- and 9-year-olds. Results: The caries experience expressed as dmft/DMFT in 8- and 9-year-olds was 1.4 teeth, 59.9% were caries-free; the DMFT among 12-year-olds was 0.5 teeth, with 77.6% caries-free. There was a significant decrease in caries-related restorations among 35- to 44-year-olds, with DMFT being 8.3 teeth. The group of 65- to 74-year-olds had a DMFT of 17.6 teeth, which was mainly due to higher tooth retention; 5.0% were edentulous. The prevalence of root caries was 13.8% among 35- to 44-year-olds and 59.1% among 65- to 74-year-olds. Conclusions: The various oral health measures taken over recent decades seem to continue to have a positive impact in terms of reduced caries experience. Nevertheless, it appears that the maximum has been reached among 12-year-olds; however, within this group there continues to be a strong polarization of dental caries in adolescents from families with a low education status and a comparatively high treatment need for the primary teeth. The social gradient in tooth decay and tooth loss extends over the entire life span. The DMS • 6 study, being representative of the oral epidemiology of the population, shows the sustainability of successful prevention measures for caries in all age groups and education groups in Germany. At the same time, social inequalities persist. From a socio-medical perspective, it would make sense to align future prevention strategies specifically to the lifeworld of groups and communities that have not yet been reached.
Schlagwörter: cross-sectional studies, deciduous tooth, dental care, dental caries, dentists, DMS 6, root caries
Quintessence International, 11/2025
DOI: 10.3290/j.qi.b5986273, PubMed-ID: 40091724Seiten: S70-S74, Sprache: EnglischBekes, Katrin / Meyer-Lueckel, Hendrik / Jordan, A. Rainer / Kuhr, Kathrin / Schiffner, UlrichObjectives: The aim of this study was to determine the prevalence of molar incisor hypomineralization (MIH) in Germany. A secondary goal was to analyze a possible connection between MIH and caries, as well as to investigate the influence of MIH on oral health-related quality of life (OHRQoL). Method and materials: All younger adolescents (12-year-olds) from the 6th German Oral Health Study (DMS • 6) were examined for MIH according to the criteria of the European Academy of Paediatric Dentistry (EAPD). The caries experience and OHRQoL were also determined. Results: In total, 922 younger adolescents were included in the analysis. The prevalence of MIH was 15.3%; 63.3% of cases were mild forms; 8.2% of affected subjects had a caries experience. OHRQoL did not vary significantly between healthy and MIH-affected children. Conclusion: In Germany, every seventh child aged 12 years old suffers from MIH. These data on MIH in younger adolescents in Germany conform to data from regional studies; the prevalence is in the upper middle range in an international comparison.
Schlagwörter: dental care, dentists, DMS 6, epidemiology, molar hypomineralization, prevalence, quality of life
Quintessenz Zahnmedizin, 12/2022
Seiten: 1098-1103, Sprache: DeutschSchiffner, Ulrich / Schwendicke, FalkDie zunächst für bleibende Molaren und Inzisivi als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) definierten hypomineralisierten Schmelzdefekte können auch an Milchzähnen beobachtet werden. Mit Bezug auf die Milchmolaren werden sie als Milchmolaren-Hypomineralisationen (MMH) bezeichnet. Sowohl die MIH als auch die MMH stellen häufig vorkommende Entwicklungsdefekte dar. Übersichtsarbeiten beschreiben international eine Prävalenz der MIH von 13,5 % und der MMH von 6,8 %. In den diesen Angaben zugrunde liegenden Einzelstudien wird eine erhebliche Streuungsbreite der Prävalenzraten dokumentiert, die bei der MIH wie auch der MMH Prävalenz-Maxima von über 40 % erreichen. Zahlreiche Untersuchungen haben zudem versucht, aus epidemiologischen Daten Hinweise für die Ätiologie von MIH und MMH abzuleiten. Während die Ergebnisse dieser Studien sehr heterogen sind, kann aus mehreren epidemiologischen Untersuchungen der Schluss gezogen werden, dass eine MMH als Indikator für eine höhere Wahrscheinlichkeit des Vorkommens einer MIH gelten kann.
Manuskripteingang: 06.10.2022, Manuskriptannahme: 10.10.2022
Schlagwörter: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), Milchmolaren-Hypomineralisation (MMH), Epidemiologie, Einflussfaktoren
Team-Journal, 3/2021
PraxistippSeiten: 140-145, Sprache: DeutschSchiffner, UlrichWas kann das Praxispersonal den Eltern mit auf den Weg geben?Im Jahr 2018 wurden durch mehrere wissenschaftliche Fachgesellschaften auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde neue Empfehlungen zum Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten erarbeitet und publiziert. Die Empfehlungen sehen vor, dass die Zähne ab dem Durchbruch des ersten Zahnes bis zum 2. Geburtstag zweimal täglich mit einer reiskorngroßen Menge einer 1.000-ppm-Zahnpasta geputzt werden sollen11 (Tab. 1). Als Alternative kann die Zahnreinigung auch mit einer erbsengroßen Menge einer 500-ppm-Zahnpasta erfolgen. Ab dem 2. bis zum 6. Geburtstag soll eine erbsengroße Menge der Kinderzahnpaste mit 1.000 ppm Fluorid benutzt werden. 2019 wurden mit den neuen BEMA-Positionen weitere Impulse zur Zahngesundheit von Kleinkindern gesetzt. Dadurch kommen inzwischen vermehrt Eltern mit sehr jungen Kindern in die zahnärztlichen Praxen. Oftmals ergeben sich aus der Befunderhebung bei den kleinen Kindern Anlässe für konkrete Hinweise an die Eltern, oftmals aber haben die Eltern von sich aus Fragen. Ein großer Teil dieser Fragen bezieht sich auf die Anwendung von Fluorid zur Kariesprävention, und ein großer Teil der Fragen wird an das assistierende Fachpersonal gestellt. Mit diesem Beitrag sollen Hintergründe zu den neuen Empfehlungen geschildert und typische Fragen der Eltern beantwortet werden.
Quintessenz Zahnmedizin, 10/2020
KinderzahnmedizinSeiten: 1108-1114, Sprache: DeutschSchiffner, UlrichErfolgreiche Kariesprävention basiert zu einem großen Teil auf der lokalen Fluoridapplikation auf die Zahnoberflächen. Im Milchgebiss bei Kleinkindern ist der Kariesrückgang bislang jedoch vergleichsweise gering. Da die Karieshemmung signifikant von der mittels Zahnpasten einwirkenden Fluoridkonzentration abhängt, wurden auf wissenschaftlicher Grundlage neue Empfehlungen zum Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten publiziert. Wesentliches Element ist die Erhöhung der Fluoridkonzentration in Kinderzahnpasten auf 1.000 ppm. Bereits ab Durchbruch des ersten Milchzahnes soll fluoridhaltige Kinderzahnpasta verwendet werden. Die neuen Empfehlungen fallen zeitlich in etwa mit Erweiterungen des BEMA-Leistungskatalogs für Kleinkinder vom 6. bis zum vollendeten 33. Lebensmonat zusammen. Inhalte der neuen Positionen sind Früherkennungsuntersuchungen in diesem Alter, die praktische Anleitung von Betreuungspersonen zur Mundhygiene bei ihren Kindern und die frühzeitige Anwendung von Fluoridlacken zur Kariesprävention und Kariesarretierung. Die neuen Empfehlungen lassen zusammen mit den neuen Leistungspositionen synergistische kariesreduzierende Effekte erwarten.
Schlagwörter: Milchzahnkaries, Kariesprävention, Fluorid, Kinderzahnpasten, Fluoridlacke
Quintessenz Zahnmedizin, 1/2018
KinderzahnheilkundeSeiten: 44-50, Sprache: DeutschSchiffner, UlrichDie lokale Anwendung von Fluoridpräparaten auf der Zahnoberfläche sowie die Versiegelung von Fissuren und Grübchen stellen herausragende Pfeiler der Kariesprophylaxe dar. Eine undifferenzierte Übertragung der dadurch erzielten Effekte auf die nonoperative Therapie nicht kavitierter kariöser Initialläsionen kann hieraus jedoch nicht ohne Weiteres abgeleitet werden. So ist die therapeutische Wirkung von fluoridhaltigen Zahnpasten bei beginnender, klinisch erkennbarer Karies nicht hinreichend durch klinische Studien belegt. Bei Applikation von höher konzentrierten Fluoridlacken können Arretierungen oder in selteneren Fällen klinisch erkennbare Remineralisationen erzielt werden. Durch adäquat durchgeführte Fissurenversiegelungen kommt es regelhaft zur Arretierung der nicht kavitierten Initialkaries.
Schlagwörter: Nicht invasive Kariestherapie, nonoperative Kariestherapie, Kariesarretierung, Fluoridpräparate, Fissurenversiegelung