Seiten: 11-20, Sprache: DeutschAl-Nawas, BilalDie Frage nach einer optimalen Antibiotikaprophylaxe und -therapie hat im klinischen Alltag eine ungebrochene Bedeutung. Erschwerend kommt hinzu, dass im Rahmen einer implantologischen Rehabilitation die Erwartungshaltung von Arzt und Patient an den operativen Erfolg sehr hoch ist. Bei steigendem Antibiotikaeinsatz in den letzten Jahren finden sich für die wesentlichen Substanzen zunehmend resistente Bakterienstämme. Auffallend ist, dass in der ambulanten Zahnmedizin keine systematischen Daten zur Resistenzsituation (Surveillance) vorliegen. Es besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sowohl bezüglich der Empfindlichkeit als auch hinsichtlich der therapeutischen Breite Basispenizilline (Penizillin, Amoxicillin) als Substanzen der ersten Wahl gelten, gefolgt von Clindamycin. Letzteres ist in Bezug auf die gastrointestinalen Nebenwirkungen führend. Für Probiotika liegen gute Daten vor, sodass eine gewisse Prophylaxe der antibiotikaassoziierten Diarrhö vielversprechend ist. Im Rahmen der Endokarditisprophylaxe wird die Effektivität und Effizienz der bisherigen Konzepte hinterfragt und hat zu einem Umdenken und einer Evolution der bisherigen Leitlinien geführt. Die Frage der Prophylaxe bei Gelenkendoprothesen wird zwar noch kontrovers diskutiert; es häufen sich jedoch kritische Stimmen, die den Wert einer Prophylaxe in Frage stellen. Bei der Implantatinsertion hingegen verdichten sich die Daten, die für eine Antibiotikaprophylaxe auch bei gesunden Patienten sprechen. Ob sich der geringe Effekt wirklich klinisch bedeutend darstellt, muss weiter untersucht werden. Klar ist, dass die Anforderungen an die Infektionskontrolle in der chirurgischen Implantologie hoch sind; unnötig hohe Anforderungen an eine Dokumentation müssen jedoch kritisch hinterfragt werden.
Schlagwörter: Antibiotikaprophylaxe, Antibiotikatherapie, implantologische Rehabilitation, Resistenzentwicklung, Endokarditisprophylaxe, Diabetes