Einleitung: Dieser Fallbericht zeigt die Behandlung einer Klasse-I-Patientin mit transversaler Unterentwicklung des Oberkiefers unter Verwendung einer hybriden Gaumennahterweiterungsapparatur (GNE-Apparatur). Um unerwünschte dentale Effekte zu vermeiden und eine rein skelettale Expansion insbesondere des vorderen Gaumens zu erreichen, wurde im Verlauf der Behandlung von der hybriden auf eine rein knöcherne Verankerung umgestellt.
Kasuistik: Die 13-jährige Angle-Klasse-I-Patientin mit Tendenz zu einem frontoffenen Biss wünschte die Korrektur der Fehlstände ihrer Frontzähne. Die Patientin wies neben einer bilateralen Klasse-IMolarenbeziehung beidseits eine Klasse-II-Eckzahnbeziehung (Höckerspitzen auf gleicher Höhe) auf. Der Oberkiefer war transversal unterentwickelt und der obere Zahnbogen V-förmig, aber es bestanden keine Kreuzbisse. Die ektopen oberen Eckzähne zeigten sich kranial verlagert und die seitlichen Schneidezähne standen zu weit palatinal. Nach einer ersten Expansionsphase mit der hybrid verankerten GNE-Apparatur (21 Aktivierungen) wurde durch Entfernen der beiden Retentionsarme auf eine rein knöcherne Verankerung umgestellt (weitere 14 Aktivierungen). Anschließend wurden zur Stellungskorrektur, Nivellierung und Kieferkoordination in beiden Kiefern Multibracketapparaturen eingesetzt, woraufhin weitere Aktivierungen der knöchern verankerten GNE-Apparatur erfolgten (insgesamt 45 Aktivierungen).
Schlussfolgerungen: Hybride GNE-Apparaturen sind eine sinnvolle Option für die Schmalkieferkorrektur bei adoleszenten Patienten mit fortgeschrittener Skelettreife. Eine exakte Planung der Miniimplantatinsertion mit bikortikaler Verankerung erleichtert den Wechsel von der hybriden zu einer rein knöchernen Verankerung, die unerwünschte dentale Effekte vermeidet und die skelettale Wirkung maximiert. Zudem ermöglicht sie eine transversale Expansion des vorderen Gaumens, ohne iatrogene bukkale Nonokklusion zu generieren.
Schlagwörter: bikortikale Verankerung, Multibracketapparatur, GNE-Apparatur, Oberkiefer, palatinale Miniimplantate, Schmalkiefer, Gaumenexpander, skelettale Verankerung, transversale Unterentwicklung