Einleitung: Bei einer engen anatomischen Lagebeziehung von verlagerten Zähnen zum Nervus alveolaris inferior birgt die operative Entfernung eine erhöhte Gefahr der Nervschädigung. Eine Koronektomie, bei der die Wurzel im Kiefer verbleibt, kann dieses Risiko verringern. Das angeführte Fallbeispiel zeigt eine Koronektomie mit nachfolgender implantologischer Rehabilitiation.
Material und Methoden: Die Patientin stellte sich mit einem distalangulierten verlagerten Zahn 45 sowie Sekundärkaries an dem mesialen Kronenrand von Zahn 47 vor. Die Zähne 45 und 46 waren seit Jahrzehnten durch Brückenglieder ersetzt, wobei 44 und 47 als Brückenpfeiler dienten. 3D-Bildgebung zeigte, dass der Nervus alveolaris inferior von der Wurzel des Zahns 45 umschlossen war. Eine Koronektomie an Zahn 45 wurde empfohlen und unter intravenöser Sedierung mit perioperativer antibiotischer Abschirmung durchgeführt. Für den Zugang wurde mit der MicroSaw ein Knochendeckel angelegt. Die Zahnkrone und das koronale Drittel der Wurzel wurden entfernt, und die verbleibende Wurzel wurde aufgrund ihrer Nähe zum Nerv belassen. Anschließend wurde der Knochendeckel reponiert. Nach einer komplikationslosen Wundheilung wurde der Zahns 47 nach dem Scheitern eines Erhaltungsversuchs entfernt. Zwei Monate postoperativ erfolgte die Implantation in regio 45 und 47 und die Knochenaugmentation mittels Split-Bone-Block- und „Carota“-Technik. Autologer Knochen wurde lokal und aus dem ipsilateralen Retromolarbereich entnommen. Nach der Implantatfreilegung erfolgte die prothetische Versorgung ohne jegliche Sensibilitätseinschränkung im Versorgungsbereich des N. alveolaris inferior.
Schlussfolgerung: Eine Koronektomie kann eine Alternative zur vollständigen Zahnentfernung darstellen, wenn eine enge Beziehung zum Nervus alveolaris inferior besteht. Die Anwendung der Knochendeckelmethode erhält den umgebenden Knochen und ermöglicht eine anschließende Implantation.
Schlagwörter: Koronektomie, Fallbericht, Schalentechnik, Autologer Knochen, Knochendeckel