Einleitung: Kraniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) sind in der Bevölkerung weit verbreitet, und Diagnostik und Therapie von CMD-Patienten sind durch eine große Praxisvielfalt gekennzeichnet. Dies spiegelt sich unter anderem auf zahnärztlichen Webseiten wider. Die letzte Untersuchung der Qualität der dort gemachten Aussagen fand in Deutschland im Jahr 2000 statt. Ziel unserer Studie war es daher, nach mehr als 20 Jahren die CMD-bezogenen diagnostischen und therapeutischen Angebote anhand von 30 Webseiten von in Deutschland tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzten zu analysieren, die laut Selbstauskunft das Gebiet CMD fachlich abdecken.
Methoden: Nach Eingabe des Suchstrings CMD Behandlung Zahnarzt Deutschland in Google wurden die ersten 30 relevanten Webseiten zahnärztlicher Praxen analysiert. Die jeweils angebotenen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wurden tabellarisch erfasst und unter Berücksichtigung der aktuellen Empfehlungen der American Academy of Orofacial Pain (AAOP) qualitativ bewertet.
Ergebnisse: Es zeigten sich eine große Praxisvariabilität und erhebliche Abweichungen von den in den AAOP-Empfehlungen dargelegten internationalen Standards. So führen mehr als zwei Drittel der Webseiten eine instrumentelle Funktions- oder Okklusionsanalyse an, während auf (schmerzbezogene) psychosoziale Diagnostik nirgendwo eingegangen wird. Für invasive Maßnahmen (okklusales Einschleifen, zahnärztlich-prothetische Behandlung, Orthodontie/Kieferorthopädie) werben knapp zwei Drittel der Webseiten. Auf keiner Webseite werden alle als sinnvoll erachteten Therapiemaßnahmen angeboten.
Schlussfolgerung: Je nach Wahl der Therapeuten besteht für CMD-Patienten die Gefahr einer diagnostischen und therapeutischen Fehlversorgung.
Schlagwörter: Internet, Kiefergelenkbeschwerden, Patientenaufklärung, Patientensicherheit, Über-, Unter-, Fehlversorgung