Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) ist eine funktionelle Störung mit Beteiligung der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur, die unterschiedliche Symptome in anderen Körperregionen verursacht. Die Rolle der Okklusion wird als Prädisposition oder als beitragender Faktor bei der Initiierung der Störung angesehen. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, zu analysieren, ob spezifische CMD-Symptome im Zusammenhang mit der Komplexität der kieferorthopädischen Malokklusion vorliegen und wie Risikopatienten für die Entwicklung von CMD bestimmt werden, bevor eine kieferorthopädische Behandlung begonnen wird. Für die Studie wurden 30 kieferorthopädische Patienten nach fünf Schweregraden der KIG (kieferorthopädische Indikationsgruppen) in zwei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe beinhaltete leichte Malokklusionen (KIG 1 und 2) und die zweite Gruppe ausgeprägte und schwere Malokklusionen (KIG 3, 4 und 5). Es wurden frontale Gesichts-, Profil- und Fernröntgenaufnahmen sowie Modellauswertungen zusammen mit manueller und instrumenteller Funktionsanalyse durchgeführt, um latente CMD-Zeichen und Symptome aufzudecken und diese Ergebnisse mit dem Schwergrad der Malokklusion zu vergleichen. 46,67 % unserer untersuchten Patienten zeigten ein positives Screening. Es war in der Gruppe der milden Malokklusionen (KIG 1 und 2) ausgeprägter (26,67 %) als in der Gruppe der schweren Malokklusionen (KIG 3, 4 und 5), bei der das positive Screening nur bei 20 % der Probanden gefunden wurde. Zwischen den Gruppen mit und ohne CMD zeigte sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang bezüglich der skelettalen Kieferdiskrepanzen in sagittaler und vertikaler Richtung, der Inklination der oberen und unteren Schneidezähne sowie bezüglich der Breite und Länge der Zahnbögen. Die gestörte dynamische Okklusion und die zentrische Relation waren bei Patienten mit schwerer Malokklusion ausgeprägter. Das manuelle CMD-Screening zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen zwei Gruppen (KIG 1 und 2; KIG 3, 4 und 5). Patienten mit leicht ausgeprägten kieferorthopädischen Anomalien haben das gleiche Risiko an CMD zu erkranken, wie Patienten mit stark ausgeprägten Malokklusionen.
Schlagwörter: Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Kiefergelenk, kieferorthopädische Indikationsgruppen (KIG), Zahn- und Kieferfehlstellungen, Funktionsanalyse