Es wird der Fall eines Patienten berichtet, der sich seit Februar 2005 in systematischer parodontaler Behandlung befindet. Zu Beginn der Therapie war er 67 Jahre alt, hatte wegen Vorhofflimmerns 1 Woche vor Erstvorstellung einen Herzschrittmacher erhalten und war antikoagulativ mediziert. Die erste parodontale und zahnärztliche Untersuchung ergab die folgenden Diagnosen: generalisierte chronische Parodontitis (Parodontitis, generalisiert, Stadium IV, Grad C) sowie Verdacht auf Pulpanekrose der Zähne 15, 13, 11, 24, 36, 33, Parodontitis apicalis der Zähne 15, 13, 36, 33, Verdacht auf Paro-Endo-Läsion der Zähne 15, 36. Es bestand erheblicher parodontaler (antiinfektiös, resektiv und regenerativ) und endodontaler Behandlungsbedarf. Der Oberkiefer war durch eine auf ursprünglich 7 Pfeilerzähnen abgestützte Teleskopprothese versorgt. Zahn 36 war distaler Pfeilerzahn einer Brücke. Die systematische Parodontitistherapie erfolgte in 3 Stufen: (1) häusliches und professionelles supragingivales dentales Biofilmmanagement, (2) subgingivale Instrumentierung (SI) mit Extraktion von Zahn 15, (3) Parodontalchirurgie (regenerative Therapie einer Knochentasche an Zahn 13, Amputation der distalen Wurzel von 36). Die Behandlung mündete schließlich in die unterstützende Parodontitistherapie (UPT). Aufgrund des „Periodontal Risk Assessments“ (PRA) wurde der Patient für ein mittleres Parodontitisrisiko eingestuft, das halbjährliche UPT-Intervalle bedingt. Er zog allerdings einen vierteljährlichen Rhythmus vor und nahm nach Abschluss der aktiven Parodontitistherapie von April 2006–2019 insgesamt 38 UPT-Sitzungen wahr. In dieser Zeit wurden insgesamt 46 Zähne und Implantate nachinstrumentiert bzw. subgingival mit niedrigabrasivem Pulver-Wasser-Strahl gereinigt. Gleichzeitig nahm die Zahl der Erkrankungen und verordneten Medikamente zu, sodass der Patient schließlich als multimorbid und -mediziert zu bezeichnen war. Durch die Erhaltung der Zähne 13 und 36 konnte die prothetische Versorgung des Patienten nahezu unverändert über 10 Jahre erhalten werden, bis Zahn 13 Ende 2017 aufgrund einer horizontalen Fraktur auf Gingivaniveau extrahiert werden musste. Dann wurden die fehlenden Zähne 15, 13 und 26 durch Implantate ersetzt und der Oberkiefer neu prothetisch versorgt. Selbst bei Polymorbidität und -medikation ist es also möglich, komplexe Parodontitisfälle (Stadium IV, Grad C/B) erfolgreich zu therapieren und langfristig stabil zu halten.
Manuskripteingang: 19.10.2020, Annahme: 22.12.2020
Schlagwörter: Multimorbidität, systematische Parodontitistherapie, regenerative/resektive Parodontitistherapie, unterstützende Parodontaltherapie (UPT)