Pages 131-141, Language: GermanWolfart, StefanDie Therapieentscheidung und die prothetische Rehabilitation des zahnlosen Oberkiefers sind komplex. Dabei spielt der funktionelle Anspruch unserer Patienten eine entscheidende Rolle und gliedert die Versorgungskonzepte anhand der individuellen Bedürfnisse: Wünscht der Patient nur eine Unterstützung des Prothesenhalts, so sind 4 Implantate indiziert. Als Verankerungssystem werden Kugelköpfe oder Locatoren verwendet. Wünscht der Patient eine starre Lagerung der Prothese, um wieder das Gefühl von festen Zähnen zu haben, werden diese entweder mit Teleskopen (6 Implantate) oder einem parallel gefrästen Steg (4 bis 6 Implantate) versorgt. Wünscht der Patient explizit eine festsitzende Restauration, so ist hierfür die Insertion von mindestens 5 Implantaten notwendig. Ein Austesten der späteren Versorgung über ein festsitzendes Langzeitprovisorium wird angeraten. Zusammenfassend wird diese differenzialtherapeutische Betrachtung des zahnlosen Oberkiefers durch einen Entscheidungsbaum visualisiert.
Keywords: Zahnloser Oberkiefer, Therapieentscheid, Implantatrestauration, Implantatanzahl, Druckknopf, Kugelkopf, Locator, Steg, Teleskop, Galvanoteleskop
Pages 145-154, Language: GermanHasan, Istabrak / Stark, HelmutVerschiedene Systeme stehen derzeit zur Verankerung oder Abstützung von implantatgetragenen Prothesen zur Verfügung. Diese lassen sich in starre oder resiliente Verankerungssysteme differenzieren und bestehen aus unterschiedlichen Werkstoffen und Konfigurationen. In diesem Übersichtsartikel sollen die aktuellen Retentionssysteme, die in den letzten 15 Jahren verwendet wurden, präsentiert und hinsichtlich ihrer Bewährung diskutiert werden. Als Parameter werden die Überlebensraten der Implantate, das periimplantäre Umfeld, prothetische Komplikationen und die Zufriedenheit der Patienten besonders hervorgehoben.
Keywords: Retentionselemente, Stegverankerungen, Kugelverankungen, Teleskopkronen, magnetische Verankerungselemente
Pages 157-167, Language: GermanNiedermeier, WilhelmDas Poller-Teleskop wird seit mehr als 15 Jahren zur Lagerung von implantatgestützten Freiendprothesen herangezogen. Nach einer ersten Studie, die über 3-Jahreserfahrungen der Anwendung des Poller-Teleskops an einem Patientengut von 28 Personen berichtete, wurde dieses Attachment in 4 zahnärztlichen Praxen an 125 Patienten mit 46 Poller-Teleskopprothesen im Ober- und 121 im Unterkiefer prospektiv untersucht. Es wurden nahezu ausschließlich 2 Implantate im zahnlosen Kiefer zur Lagerung des Zahnersatzes herangezogen. Die Verbindungselemente wurden wie in der Pilotstudie beschrieben hergestellt. Die Patienten folgten einem jährlichen Recall über mittlerweile 12 Jahre, bei dem periimplantäre Befunde, Materialveränderungen sowie funktionelle und ästhetische Merkmale festgehalten wurden. Zum Vergleich wurden Befunde bei gleichartigen, implantatgestützten steg- und kugelkopfgelagerten Prothesen über einen Zeitraum von 5 Jahren aufgenommen. Die durchgeführte, zensierte Ereignis-Zeit-Analyse lässt bei Poller-Teleskopen im Oberkiefer nach 10 Jahren kumulativ einen Implantatverlust von 13,3 %, im Unterkiefer einen signifikant (p = 0,003) geringeren Verlust von 6,3 % erkennen. Nach 5 Jahren lag bei Poller-Prothesen im Unterkiefer eine Implantatverlustrate von 2,3 % vor, die gegenüber Stegprothesen mit 8,7 % (p = 0,002) und Kugelkopfprothesen mit 26,3 % (p 0,001) signifikant verringert ist. Auch die periimplantären Befunde an Schleimhaut und Knochen sowie der Plaque-Index lassen bei der Verwendung von Poller-Teleskopen eindeutig günstigere Werte erkennen, womit die Art des Verbindungselements als Variationsmerkmal erscheint (ANOVA, a = 0,05). Die Qualität des Matrizenwerkstoffs Molloplast B® blieb über Jahre hinweg erhalten. Nach 5 Jahren Gebrauch waren im Oberkiefer nur 5,9 % der Sekundärteile erneuerungsbedürftig, im Unterkiefer 14,7 %. Dem gegenüber mussten Kugelkopfmatrizen zum gleichen Zeitpunkt in 63 % der Fälle und z. T. wiederholt erneuert werden. Andere Reparaturen am Zahnersatz traten bei Poller-Teleskopprothesen deutlich weniger häufig auf als bei Steg- und Kugelkopfprothesen. Die subjektive Einschätzung von Funktion, Halt, Kosmetik, Phonetik und Geschmack lag bei Poller-Teleskopprothesen über den gesamten Beobachtungszeitraum bei 80 bis 90 VAS% und war bei Stegprothesen auffällig (72 %), bei Kugelkopfprothesen signifikant (60 %) ungünstiger.
Keywords: Teleskopprothese, Poller-Teleskop, Stegprothese, Kugelkopf-Attachment, Implantate, implantatgestützter Zahnersatz, Freiendprothese, Periimplant, Attachment, dauerelastischer Kunststoff
Pages 171-179, Language: GermanSchmitter, Marc / Leckel, MichaelSowohl bei rein implantatgetragenen wie auch bei implantat- und zahngetragenen Doppelkronenprothesen sind die Überlebensraten der Prothesen bzw. der Implantate sowie die Patientenzufriedenheit sehr hoch. Gegenüber anderen implantatgetragenen Verankerungselementen bieten Doppelkronen einige Vorteile. Zum Beispiel ist die Hygienefähigkeit im Vergleich zu stegverankerten Prothesen deutlich besser. Der Nachsorgeaufwand ist bei Doppelkronenprothesen nicht unerheblich (relevant bezüglich Patientenaufklärung und systematischer Kontrolle), fällt jedoch nicht höher aus als z. B. bei kugelkopfverankerten Prothesen. Selbst wenn bereits eine zahngetragene Doppelkronenprothese vorhanden ist, mit der der Patient aus biomechanischen Gründen (z. B. mangelnde Stabilität) nicht zufrieden ist, kann durch die nachträgliche strategische Implantatpositionierung die Zufriedenheit deutlich gesteigert werden. Aus technischen Gründen (Notwendigkeit einer gemeinsamen Einschubrichtung, Platzbedarf) werden hierbei die nachträglich inserierten Implantate oftmals nicht mit Doppelkronen versorgt, sondern mit anderen Verankerungselementen (z. B. Kugelkopfattachment oder Locator). Doppelkronen sind somit als bewährtes Verfahren für die Verankerung von implantat- bzw. implantatund zahngestütztem Zahnersatz anzusehen.
Keywords: Implantatprothetik, Doppelkronen
Pages 181-187, Language: GermanSchweyen, Ramona / Hey, Jeremias / Arnold, Christin / Boeckler, Arne F.Implantatprothetische Versorgung des zahnlosen UnterkiefersIm zahnlosen Unterkiefer hat sich die interforaminale Insertion enossaler Implantate zur Verbesserung des Prothesenhalts und der Patientenzufriedenheit als einfaches Behandlungskonzept etabliert. Als Verankerungselemente stehen verschiedene Attachments unterschiedlicher Bauart zur Verfügung. Zuletzt wurde Silikon zur Herstellung individueller Matrizen vorgestellt, welches durch den Zahnarzt unter Verwendung verschiedener Abutments chairside in den vorhandenen Zahnersatz eingearbeitet werden kann. In In-vitro-Versuchen wies das Silikon vergleichsweise niedrige, aber auch unter künstlicher Alterung beständige Retentionswerte auf.
Keywords: Einzelverbindungselemente, Attachments, Silikon, zahnloser Kiefer, Retentionskraft
Pages 189-201, Language: GermanSchnutenhaus, Sigmar / Götz, Werner / Luthardt, RalphEin FallberichtErwachsene Patienten mit unbehandelten Fehlbildungssyndromen und oralen Manifestationen weisen zumeist einen hohen Leidensdruck auf. In dem vorliegenden Fallbericht wird beispielhaft die implantatprothetische Therapie eines Patienten mit Cleidocranialer Dysplasie (CCD), einem seltenen autosomal-dominat vererbten Fehlbildungssyndrom, dargestellt. Aus heutiger Sicht sollte die Therapie der oralen Manifestationen der CCD im frühen Kindesalter begonnen werden. Bei dem 47-jährigen Patienten hat jedoch im Kindesalter keine kieferorthopädische Therapie stattgefunden. Die vorab durchgeführten Behandlungsschritte umfassten restaurative Maßnahmen, die Entfernung einiger Zähne der bleibenden Dentition und eine kieferorthopädische Behandlung, die abgebrochen wurde. Dargestellt werden in diesem Beitrag die chirurgische Vorbehandlung, die Implantation von jeweils 6 Implantaten im Ober- und Unterkiefer und die prothetische Versorgung. Die Implantation erfolgte minimalinvasiv und schablonengeführt nach einer 3-D-Planung. Die Einheilungszeit der Implantate erfolgte nach dem Protokoll des Implantatherstellers. Eine Messung und Dokumentation der Stabilität der Implantate wurde mittels Resonanzfrequenzanalyse durchgeführt. Die prothetische Versorgung erfolgte mit festsitzenden, keramisch verblendeten Brücken auf individuellen Titanabutments. Das klinische Ergebnis und die Daten der Resonanzfrequenzanalyse lassen vermuten, dass die aus der Implantologie bekannten Konzepte zum chirurgischen wie auch prothetischen Vorgehen für Patienten mit CCD übernommen werden können.
Keywords: Cleidocraniale Dysplasie, Osseointegration, Implantatversorgung, Histologie
Pages 203-209, Language: GermanHänssler, Felix / Salenbauch, Norbert / Kirch, Sven / Langner, JanDie Sondierung stellt ein wichtiges diagnostisches Hilfsmittel zur Erfassung von parodontalen und periimplantären Läsionen sowie für den zeitlichen Zusammenhang der pathologischen Progression dar. Biologische Zusammenhänge erklären die unterschiedlichen Sondierungstiefen um Zähne und Implantate, dabei ist die histologische von der klinischen Dimension abzugrenzen. Durch den Gewebezustand dringt die Sonde unterschiedlich tief ein, dies sollte bei der Entscheidungsfindung der weiteren Therapie Beachtung finden. Die Vermessung des Abutments vor Eingliederung dient als physiologischer Ausgangswert, da bei Implantaten kein pauschaler Sondierungswert wie bei Zähnen angewendet werden kann.
Keywords: Taschentiefe um Implantate, klinisches Attachmentlevel, BOP