Pages 359-366, Language: GermanTerheyden, HendrikInfolge einer fulminanten Granulozytenreaktion, ausgelöst durch den bakteriellen Eintrag in die Wunde, kommt es zur Entwicklung eines toxischen Wundmillieus, gekennzeichnet durch hohe Konzentrationen toxischer Sauerstoffradikale und aggressiver Proteasen. Die Radikale wirken auf Zellen des angrenzenden Gewebes der Wundränder toxisch und die Proteasen verdauen deren Kollagen. Zudem kommt es zur Fibrinolyse im Blutkoagulum. Dadurch sinkt die Reißfestigkeit der Wundränder, wodurch die Nähte ausreißen können. Die Wunddehiszenz ist im Ursprung als ein infektiöses entzündliches Geschehen anzusehen. Gegenmaßnahmen sind unter anderem ein antibakterielles Stufenkonzept und die Anwendung von Kollagen (zum Beispiel Vlies, Membranen) in der Wunde, die als Substrat die Proteasen abfangen und so das Kollagen des Wundrands schützen. Die nach Wunddehiszenz zur Mundhöhle freiliegenden Biomaterialien unterliegen dem bakteriellen Angriff und der bakteriellen Durchdringung. Ziel einer engmaschigen Wundkontrolle ist es, Dehiszenzen möglichst frühzeitig zu entdecken und durch einen sekundären plastischen Deckungsversuch zu behandeln, bevor die Infektion sich verstärkt und dauerhaft etabliert.
Keywords: Wundheilung, Wundinfektion, Wunddehiszenz, Kollagen, Extrazellulärmatrix