Es existiert eine beeindruckend lange Liste von randomisierten klinisch kontrollierten Studien (RCTs), die beim Vergleich von subgingivaler Instrumentierung (SI) mit und ohne adjuvante Gabe systemischer Antibiotika (AB) signifikant bessere Ergebnisse für die systemische Verwendung von AB zeigen. Dennoch gibt die aktuelle Leitlinie der European Federation of Periodontology (EFP) und der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) zur Therapie von Parodontitis der Stadien I, II und III von 2020 eine starke Empfehlung gegen die routinemäßige Verwendung von AB. Die dramatische Zunahme mikrobieller Resistenzen gegen Antibiotika macht es notwendig, die Verwendung von Antibiotika in Medizin und Zahnmedizin auf das notwendige Maß zu beschränken („Antibiotic Stewardship“). Die bisher größte RCT zum Vergleich von SI mit und ohne adjuvante Gabe systemischer AB (ABPARO-Studie) mit etwa 500 Teilnehmern kam 2015 zu derselben Empfehlung. Explorative Auswertungen der ABPARO-Daten wurden im Nachgang (2019, 2023) unternommen, um die Patientengruppen zu identifizieren („Precision Dentistry“), die nicht nur signifikant, sondern auch klinisch relevant mehr von AB profitieren. Dabei wurden Patienten mit Parodontitis, generalisiert, Stadium III, Grad C, als die Gruppe identifiziert, die am ehesten für die adjuvante Gabe systemischer Antibiotika infrage kommen.
Erstpublikation: Spitzenforschung in der Zahnheilkunde. Innovationen und Auszeichnungen 2024, hrsg. von der ALPHA Informations-GmbH, Lampertheim, 2024:6–12. (Engl. Originalfassung: Eickholz P et al.15.)
Keywords: ABPARO-Studie, systemische Gabe von Antibiotika adjuvant zu subgingivaler Instrumentierung, „Antibiotic Stewardship“, klinische Relevanz