EditorialSeiten: 219-220, Sprache: DeutschMiethke, Rainer-ReginaldSeiten: 225-235, Sprache: DeutschKinzinger, GeroTeil 2 – Gerätedesign und Behandlungsbeispiele zur unilateralen Molarendistalisation im OberkieferDer intraorale Verankerungsaufbau des Pendulum K zur kooperationsunabhängigen Molarendistalisation im Oberkiefer kann in drei Varianten erfolgen: konventionell kombiniert in Form einer der palatinalen Schleimhaut anliegenden Kunststoffpelotte und über die Parodontien von vier Ankerzähnen, rein skelettal verankert an zwei paramedian im anterioren Gaumenbereich inserierten Minischrauben, oder ausschließlich dental/parodontal verankert. Der vorliegende Artikel beschreibt eine Modifikation der ausschließlich dental/parodontal verankerten Pendulum-K-Apparatur zur unilateralen Molarendistalisation, bei welcher der Molar auf der Nichtdistalisationsseite mit in die Verankerungspräparation einbezogen wird, um die Verankerungsqualität zu erhöhen.
Schlagwörter: Pendulum K, unilaterale Molarendistalisation, dental/parodontale Verankerung
Seiten: 237-248, Sprache: DeutschRoth, Alexander / Wagner, MichaelBeurteilung von Verlauf und Ergebnis beider Therapieansätze in einer NachuntersuchungEin monozygotisches Zwillingspaar – zwei Mädchen im Alter von 10 Jahren – stellte sich mit einer Angle-Klasse II,2-Malokklusion mit einem markanten Oberkiefer- und Unterkieferfrontengstand vor. Das eine Kind wurde mit einem zervikalen Headgear behandelt, während bei der Zwillingsschwester aufgrund einer Verständnisstörung des Kindes die Zähne 14/24 im Sinne einer Camouflagebehandlung entfernt wurden. Im Unterkiefer dienten bei beiden Kindern Leeway Space und approximale Schmelzreduktion als Platzquellen. Die Gesamtdauer der aktiven Behandlung (ohne Lingualbogen) betrug bei der Non-Ex-Behandlung 3 Jahre und 4 Monate (inkl. 22 Monate Headgear), bei der Extraktionsbehandlung 2 Jahre. Die Analyse der Fernröntgenseitenaufnahmen (FRS) zeigte eine geringere Anteriorentwicklung des A-Punktes und eine weniger ausgeprägte Anteriorrotation des Unterkiefers sowie eine stärkere Proklination der oberen Schneidezähne bei der Headgear-Patientin. Die sagittale basale Kieferrelation war bei ihr nach der Behandlung neutral, während bei der Zwillingsschwester die distobasale Relation fortbestand. Der Profilvergleich spiegelt die beobachteten Unterschiede nicht deutlich wider. Die Extraktionsbehandlung erwies sich als direkterer Weg zur Engstandsauflösung im Oberkiefer und zu einer guten Verzahnung.
Schlagwörter: Zwillingsvergleich, Angle-Klasse II, 2-Behandlung, Engstandsauflösung, zervikaler Headgear, kompensatorische Extraktion der Zähne 14/24
Seiten: 249-257, Sprache: DeutschWillmann, Jan Hinrich / Wilmes, Benedict / Becker, Kathrin / Drescher, DieterEine neue Technik zur maxillären Expansion und ProtraktionDie Hybrid Hyrax hat sich mittlerweile weltweit etabliert, nicht nur zur reinen Oberkieferexpansion, sondern auch im Rahmen einer frühen Klasse-III-Behandlung mit Gesichtsmaske oder Mentoplate. Während bei der konventionellen Hybrid Hyrax zunächst zwei Miniimplantate inseriert werden ("TADs First"), gibt es mittlerweile das Konzept, zunächst die GNE-Apparatur einzusetzen und erst im zweiten Schritt die Miniimplantate ("Appliance First"). Zu diesem Zweck wird eine neue Kopplungsmöglichkeit mittels eines Spezialgewindes vorgestellt, das eine winkelstabile Kopplung neuartiger Miniimplantate mit kieferorthopädischen Apparaturen ermöglicht. Anhand eines Patientenbeispiels wird diese neue Technik zur simultanen Gaumennahterweiterung und maxillären Protraktion demonstriert.
Schlagwörter: Hybrid Hyrax Direct, maxilläre Expansion, maxilläre Protraktion, "Appliance First", "TADs First"
Seiten: 257-267, Sprache: DeutschPancherz, HansEines der Ziele der Herbst-Therapie von Angle-Klasse II,1-Dysgnathien ist die Begradigung des konvexen Angle-Klasse II-Profils. Diese Publikation beschäftigt sich mit den Kurz- und Langzeiteffekten der Herbst-Behandlung auf das Gesichtsprofil und der Fragestellung: Sind die Profilveränderungen vom Wachstumstyp ("high-angle" oder "low-angle") abhängig? Gesichtsfotos und Fernröntgenseitenbilder (FRS) des Kopfes wurden ausgewertet. Die Profilkonvexität, mit und ohne Nase, und der Abstand von Ober- und Unterlippe zur E-Linie wurden ermittelt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Herbst-Apparatur das Angle-Klasse II-Profil regelmäßig begradigt: Die Profilkonvexität nimmt ab und der Lippenabstand zur E-Linie nimmt zu. Langzeitlich nimmt die Profilkonvexität wieder zu und der Abstand der Lippen zur E-Linie vergrößert sich weiter. Die Profilveränderungen nach der Herbst-Behandlung sind höchstwahrscheinlich vom genetisch festgelegten Wachstum der Nase und des Kinns sowie vom Wachstumstyp des Gesichts, "high-angle" oder "low-angle", abhängig.
Schlagwörter: Gesichtsprofil, Herbst-Apparatur, Kurz- und Langzeitveränderungen, Profilkonvexität, Lippenabstand zur E-Linie, Wachstumstyp, "high-angle", "low-angle"
Seiten: 267-278, Sprache: DeutschLeonardo, Bruno Di / Perinetti, Giuseppe / Rosso, Luigi / Contardo, Luca / Bock, JensZiel: Diese Studie ermittelte die Größe der einzelnen permanenten Zähne und der Bolton-Verhältnisse einer italienischen Probandengruppe und bestimmte die Verteilung der klinisch signifikanten Zahngrößenunterschiede ("clinically significant tooth size discrepancy" = TSD) nach den Bolton-Relationen und nach einer Millimetereinteilung nach Proffit.
Material und Methoden: Es wurden die kieferorthopädischen Modelle von 150 unbehandelten italienischen Probanden (90 Probandinnen im Durchschnittsalter von 15,9 ± 6,4 Jahren, 60 Probanden im Durchschnittsalter von 14,5 ± 4,2 Jahren) vermessen. Die klinisch signifikanten Zahngrößenunterschiede (TSD) wurden unter Berücksichtigung sowohl der Bolton-Relationen als auch einer Millimetereinteilung (Abweichungen > 1,5 mm) nach Proffit bestimmt.
Ergebnisse: Die durchschnittlichen Größenverhältnisse aller Zähne (OR = overall ratio nach Bolton) und der Frontzähne (AR = anterior ratio nach Bolton) betrugen 91,3 ± 2,0 % bzw. 77,9 ± 2,7 %. Bezogen auf den von Bolten definierten Normwertbereich (doppelte Standardabweichung) fanden sich für 5,3 % (OR) bzw. 20 % (AR) der Probanden Abweichungen der Zahngrößenverhältnisse. Mithilfe der Millimetereinteilung (Abweichungen > 1,5 mm) zeigte sich eine deutliche höhere Häufigkeit: 52,6 % (OR) bzw. 21,4 % (AR). Durch die Zusammenfassung von Gesamt- und Frontzahnrelationen ergab sich für 56,7 % der Stichprobe ein Wert ≥ 1,5 mm. Es wurden keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie hat signifikante Unterschiede im Grad der TSD-Interpretation zwischen Bolton-Indexregeln und absoluter Diskrepanz in mm gezeigt. Der Bolton-Richtwert war nicht in der Lage, alle klinisch relevanten TSD zu erkennen. Eine Unterschätzung der TSD durch Verwendung der aktuellen Bolton-Index-Regel könnte zu einem unbefriedigenden Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung führen.
Schlagwörter: Bolton-Index, Zahngrößenunterschied, Diagnose, Kieferorthopädie
BiomechanikSeiten: 279-287, Sprache: DeutschSchwindling, Franz-PeterZweite Molaren zeigen bisweilen zwei unangenehme Eigenschaften: Zum einen brechen sie, insbesondere im Oberkiefer, bukkal vom ersten Molaren durch, sodass auch eine Nonokklusion die Folge sein kann; zum anderen fehlt für eine therapeutische Intervention oft der Platz, wenn der bukkale Korridor im Molarenbereich sehr schmal und unzugänglich ist. Eine einfache, schnelle und effektive Einstellung der zweiten Molaren ist daher wünschenswert und soll im folgenden Beitrag besprochen werden.
Schlagwörter: Nonokklusion, zweiter Molar, statisch bestimmtes Kräftesystem, Kragarm, Überstellung, Bukkalstand, Kraftangriffspunkt, Einpunktkontakt, V-Biegung, Hammerheadzange, Toe-in-Biegung, Kraftwirkungslinie, Verankerung, Lingualbogen
Kieferorthopädische "Perlen"Seiten: 289-292, Sprache: DeutschSabbagh, Hisham / Sabbagh, AladinDie kieferorthopädische Retention zielt darauf ab, die Bisslage und die Zähne in ihrer korrigierten Position zu halten. Es werden drei Haupttypen von kieferorthopädischen Retainern unter-schieden: Hawley-Retainer, thermoplastisch hergestellte Retentionsschienen (VFR) und festsitzende Retainer. VFR sind kostengünstig herzustellen und werden von den Patienten aus ästhetischer und Komfortperspektive gut akzeptiert. Der folgende Artikel beschreibt eine einfach anzuwendende Methode zur Modifizierung von VFR für bignathe Retentionen und die Möglichkeit, sie für eine aktive Behandlung einzusetzen.
Schlagwörter: Retention, thermoplastisch hergestellte Retentionsschienen, SARA-Splint
ZeitschriftenreferateSeiten: 293-304, Sprache: DeutschMiethke, Rainer-ReginaldIn allen drei folgenden Besprechungen geht es um sehr unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten bei einer ausgesprochen ungeliebten Dysgnathie – der Progenie. Ups, was für ein Unwort. Das ist doch längst aus dem Vokabular richtiger Kieferorthopäden gestrichen worden, und das mit Recht. Streichen ist leicht, etwas Neues dafür einzusetzen, oft deutlich schwieriger, denn Angle III ist nur sehr bedingt adäquat, wird doch bei Angles Klassifizierung lediglich die antagonistische sagittale Okklusionsbeziehung der 1. Molaren herangezogen, die aber nie das vollständige Bild dieser charakteristischen Dysgnathie wiedergeben kann. Maxilläre Retrognathie (Hypoplasie, Mikrognathie) tut das ebenso wenig wie mandibuläre Prognathie (Hyperplasie, Makrognathie), denn es gibt ja noch die Kombination dieser beiden Phänomene und die "Kombination von geringer maxillärer Hypoplasie und starker mandibulärer Hyperplasie" ist ungefähr so, als würde man sich mit der linken Hand am rechten Ohr kratzen. Was also tun?
Sollte man einfach nur entsprechende Messwerte für sich sprechen lassen? Zum Beispiel indem man sagt, dass der WITS-Wert einer bestimmten Patientin -5,8 mm, der ANB-Winkel 0,8 ° beträgt, wobei SNA 83,8 ° und SNB 83,0 ° entfallen? Ist das klar ein Fall einer (leichten) mandibulären Prognathie? Nicht wirklich bei einer (negativen) horizontalen Stufe von 15,0 mm. Die Leser der KIEFERORTHOPÄDIE glauben, so etwas gäbe es nicht? Dann mögen sie sich die unten stehende Abbildung anschauen (Abb. 1).
Um alle diese Probleme tunlichst zu vermeiden, wurde in Berlin deshalb zur aktiven Zeit dieses Autors an der Charité der Ausdruck "relative mandibuläre Prognathie" geprägt, denn dies schien ein akzeptabler Kompromiss zwischen der international üblichen und der korrekten Nomenklatur zu sein. So lässt das Wörtchen "relativ" die Wörter Maxilla und Mandibula heraus, aber in Relation kann die eine wie die andere immer zu klein oder zu groß sein. Und was hat dieser Nomenklaturvorschlag bewirkt? Nichts, aber schon die Rolling Stones verkündeten: "Old habits die hard".
Erstaunlich ist es aber auf jeden Fall, dass das Therapiespektrum bei der relativen mandibulären Prognathie von komplexen intraoralen skelettalen Verankerungen über weniger anspruchsvolle skelettale Verankerungen mit Minischrauben bis hin zu herausnehmbaren Geräten mit Druckfedermechanik reicht. Da ist auf jeden Fall für jeden Kieferorthopäden etwas dabei, und sei es nur als Gedankenfutter.
Doch wieder ist alles wie bisher – so gut, so effektiv die einzelnen Modalitäten zu sein scheinen, so haben sie bisher noch nicht ihre ultimative Wirksamkeit bewiesen. Können so wirklich Rezidive/kieferorthopädisch-orthognath kieferchirurgische Kombinationsbehandlungen im späten Adoleszenten-/jungen Erwachsenenalter vermieden werden?
Es bleibt zu hoffen, dass trotz unserer schnelllebigen Zeit des "Nur wer (viel) schreibt, bleibt" viele der frühzeitigen Behandlungen bis lange nach der Pubertät weiterverfolgt werden, sodass die Kieferorthopädenschaft erfährt, was all diese bedingt invasiven Eingriffe wirklich leisten.
Die differenzialdiagnostisch interessante KasuistikSeiten: 305-307, Sprache: DeutschBinger, Thomas / Reiter, Jennifer