Kieferorthopädie, 04/2002

Viele ätiologische Faktoren tragen zur Entwicklung offener Bisse bei. Dabei kommt dem Daumenlutschen eine besondere Bedeutung zu. Entsprechend wurden zahlreiche Therapiemittel vorgeschlagen, um ein Lutschhabit zu beseitigen. 1991 beschrieb Viazis hierfür ein festsitzendes Gerät, die Lutschkontroll-Apparatur (Thumbsucking Control Appliance). Der vorliegende Beitrag erläutert anhand zweier Patientinnen die Anwendung einer (modifizierten) Lutschkontroll-Apparatur. Schlagwörter: Habits, Lutschen, offener Biss, Lutschkontroll-Apparatur, Thumbsucking Control Appliance

Durch Fortschritte bei der Behandlung maligner Tumoren von Kindern und Jugendlichen wurde deren Überlebensprognose wesentlich verbessert. Anhand von zwei Patienten werden die Effekte einer Strahlen- und/oder Chemotherapie auf die Entwicklung der bleibenden Zähne beschrieben. Schlagwörter: Gebissentwicklung, Zahnentwicklung Tumorbehandlung, Strahlentherapie, Chemotherapie

Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen eines Operationskonzeptes ohne Osteoplastik, aber mit einer primären Velopharynxplastik im Milchgebiss auf die Gesichtsschädelentwicklung von Patienten mit LKG-Spalten. 47 Patienten mit ein- und doppelseitigen totalen Spalten wurden kephalometrisch analysiert und 42 Patienten ohne Spaltfehlbildung gegenübergestellt. Bei allen Spaltpatienten erfolgte im Säuglingsalter ein Verschluss der Lippenspalte und im Alter von 3 Jahren der komplette Verschluss der Gaumenspalte mittels Velopharynxplastik. Keiner der Patienten erhielt eine Kieferkammosteoplastik. Es wurden zwei Altersgruppen - durchschnittlich vor und nach dem puberalen Wachstumsschub - gebildet und mit einem nichtparametrischen Test auf Mittelwertunterschiede sowie mit einem multivariaten Analyseverfahren (Individualisierte Kephalometrie nach Hasund) untersucht. Im Mittelwertvergleich zur Kontrollgruppe zeigten sich bei den Spaltpatienten eine Oberkiefer- und eine leichte Unterkieferrücklage, eine skelettal offene Tendenz sowie eine deutliche Steilstellung der oberen und unteren Schneidezähne. Diese Charakteristika der Gesichtsmorphologie waren bei den älteren Patienten, also nach dem puberalen Wachstumsschub, durchschnittlich stärker ausgeprägt. Auch in der multivariaten Analyse zeigten sich Unterschiede zwischen Patienten mit Spaltfehlbildung und Patienten ohne Spaltbildung. Die Spaltpatienten wiesen deutlich häufiger einen retrognathen Gesichtstypus auf als die Patienten der Kontrollgruppe, waren aber im Mittel innerhalb dieses Gesichtstyps nahezu harmonisch. Die vorliegende Arbeit verdeutlicht, dass sich bei dem vorab beschriebenen Behandlungskonzept Entwicklungsbeeinträchtigungen erst in der älteren Altersgruppe ausgeprägter darstellen. Dennoch ist einem Behandlungskonzept mit Osteoplastik aufgrund der Einstellungsmöglichkeiten der spaltnahen Zähne und einer größeren Kieferkammstabilität der Vorzug zu geben. Schlagwörter: Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, Spaltverschluss, Osteoplastik, Kephalometrie, Schädelaufbau

Der Beitrag stellt bisher nicht beschriebene Veränderungen im Schädel- und Gebissbereich eines 11-jährigen Mädchens mit einem Robinow-Syndrom vor. Zu den Besonderheiten gehören zwei atypische überzählige Zähne (im Sinne von Mesiodentes) und eine anomale Lage dreier Prämolaren, von denen einer keine Wurzel erkennen ließ. Schlagwörter: Morbus Robinow, Gebissmorphologie, Gesichtsmorphologie, Schädelmorphologie, Zahnverlagerung

In der vorliegenden Arbeit werden die konventionellen direkten und indirekten Methoden zur Platzierung orthodontischer Brackets sowie die bei diesen Methoden verwendeten mechanischen Positionierungshilfen beschrieben und diskutiert; das gilt auch für eine computergestützte indirekte Positionierungsmethode, die sich noch in der Erprobungsphase befindet. Aus der Vielzahl der bestehenden Methoden folgt, dass ein großer Bedarf für eine verbesserte Positionierungsmethode besteht. Vor diesem Hintergrund werden Überlegungen zur Entwicklung eines computergestützten direkten Bracketplatzierungssystems angestellt. Schlagwörter: Bracketplatzierung, direkte Adhäsivtechnik, indirekte Adhäsivtechnik, bending art system, Robotik

Die von uns entwickelte Adhäsivpinzette umfasst alle Instrumente, die zu einem exakten und Zeit sparenden Positionieren von Brackets notwendig sind. Somit entfällt das Wechseln zwischen mehreren Instrumenten, was nicht nur ein entspanntes Arbeiten am Patienten fördert, sondern auch hilft, Platzierungsfehler zu vermeiden. Schlagwörter: Bracketplatzierung, Positionierungslehre, Präzision, Angulationskreuz, Messskala