Kieferorthopädie, 03/1996

Bei der kieferorthopädischen Beratung Erwachsener erweist sich der tertiäre Frontengstand als einer der am häufigsten vorkommenden Befunde. Entschließt man sich zu einer Behandlung, so steht man regelmäßig vor der Frage, auf welche Weise der Platz zur Auflösung des Frontengstandes gewonnen werden kann. Im Unterkiefer stellt die Extraktion eines Schneidezahnes eine von mehreren therapeutischen Alternativen dar. Der folgende Beitrag analysiert die Indikationen und klinischen Ergebnisse dieser Vorgehensweise anhand dreier Patientenbeispiele. Schlagwörter: Tertiärer Engstand, Frontzahnextraktion, ALD, Overjet, Overbite

In der Medizinischen Hochschule Hannover werden alle Patienten mit LKG-Spalten nach einem genau festgelegten Schema therapiert, an das sich alle beteiligten Behandler streng halten. Wichtiger Bestandteil dieses Behandlungskonzeptes ist eine kieferorthopädische Betreuung, die unmittelbar nach der Geburt beginnt und alle Patienten begleitet, wie es erforderlich, möglich oder erwünscht ist.Nachdem die beteiligten Behandler in Hannover ausreichend lange nach ihrem Konzept vorgegangen waren, erschien es ihnen notwendig, dieses zu überprüfen. Obgleich eine unmittelbar beim Neugeborenen einsetzende kieferorthopädische Therapie in ihrem Wert bis heute umstritten ist, kommen die Autoren des nachstehenden Artikels zu dem eindeutigen Ergebnis, daß eine prächirurgische Kieferorthopädie zu einer wesentlichen Verbesserung der Gebißsituation führt. Das wird anhand von Zahlen belegt, die von Modell- und FRS-Analysen stammen. Trotz allen Bemühens bleibt es ein erhebliches Problem, die Schneidezähne achsengerecht einzustellen. Schlagwörter: Beidseitige LKG-Spalten, präoperative kieferorthopädische Behandlung, Frühbehandlung, Plattenapparatur, Modellauswertung

Kraniomandibuläre Dysfunktionen gewinnen bei der kieferorthopädischen Behandlung erwachsener Patienten immer mehr an Bedeutung. Dabei steht häufig eine anteriore Verlagerung des Diskus mit einer Distalstellung des Kondylus im Vordergrund des pathologischen Geschehens. Funktionelle Therapieansätze zielen daher auf eine ventrale Repositionierung des Kondylus mit nachfolgender, regelrechter Einstellung des Diskus. Hierzu sind in der Literatur verschiedene Apparaturen beschrieben worden, in der Regel herausnehmbare Schienen. Mit Vorschubstäbchen steht nun eine festsitzende, mitarbeitsunabhängige Apparatur zur Verfügung. Weitere Vorteile der Vorschubstäbchen werden im Text anhand von Patientenbeispielen geschildert. Zur Bestätigung der Befunde wurden MRT-Bilder herangezogen. Schlagwörter: Vorschubstäbchen, Diskusdislokation, Kondylusrepositionierung, Magnetresonanztomographie

This article describes an 11-year-old female patient who presented for orthodontic consultation because both permanent maxillary central incisors did not erupt after shedding of the predecessing deciduous teeth. The radiographic evaluation revealed four supernumerary teeth. Initially, these supernumeraries were surgically removed. After orthodontic space opening with fixed appliances and an open coil spring the impacted incisors were exposed, bonded with attachments, and actively elongated with elastic threads. At the end of treatment all teeth were optimally aligned and the gingival tissue appeared normal. Schlagwörter: Supernumerary teeth, impacted teeth, surgical exposure

Kieferorthopäden sollten Qualitätssicherung als ihre ureigenste Aufgabe betrachten. Doch wie mißt man die Qualität einer kieferorthopädischen Behandlung? Zwar wurde immer wieder versucht, Therapieresultate metrisch zu erfassen, aber meist scheiterten derartige Versuche daran, da sie zu (zeit)aufwendig waren. Dagegen ist der PAR-Index selbst für Praktiker gut geeignet, den Qualitätsstandard ihrer Praxis zu bestimmen und ihn beispielsweise mit dem einer anderen (relativ) objektiv zu vergleichen. Sicher hat auch diese Methode ihre Mängel. Aber sie ist immerhin ein erster, praktikabler Ansatz, die Verbesserungen zu erfassen, die während einer kieferorthopädischen Behandlung zu verzeichnen sind. Schlagwörter: Behandlungsergebnisse, Qualitätssicherung, PAR-Index

Die zuverlässige Prognose des zu erwartenden Wachstums eines Patienten ist schon lange ein Wunschtraum der Kieferorthopäden. Nach einer anfänglichen Euphorie hat sich in der Vergangenheit jedoch herausgestellt, da derartige Vorhersagen, zumindest wenn sie längere Zeiträume einschließen, etwa ebenso zuverlässig sind wie eine Zwei-Jahres-Wettervorhersage. Doch nicht nur die Meteorologen bemühen sich, diesem Mißstand abzuhelfen, auch in der Kieferorthopädie gibt es vielfältige Bestrebungen, die Zuverlässigkeit prognostischer Aussagen zu überprüfen und - wenn möglich - zu erhöhen. Welche methodischen Schritte dazu notwendig sind, beschreibt der folgende Beitrag anhand erster Resultate eines Forschungsprojekts der Universität Würzburg. Schlagwörter: Behandlungsverlauf, Prognose, Entscheidungsprozesse, Längsschnittstudie, multivariante Statistik