Seiten: 109-123, Sprache: DeutschHermann, Joachim S. / Cochran, David L.Vor nahezu 2000 Jahren hatte man erstmals versucht, fehlende Zähne durch enossale Implantate zu ersetzen. Im Laufe der Zeit haben sich zwei verschiedene Implantationsverfahren mit unterschiedlichen Implantatdesigns und entsprechenden Implantationstechniken durchgesetzt, mit denen sich bezüglich der Hartgewebeintegration klinische Erfolge auf hohem Niveau erzielen lassen. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden Vorgehensweisen (subgingivales versus transgingivales Vorgehen) liegt in der Implantatkonfiguration (Implantatdesign) und nicht in der chirurgischen Technik per se. Die Existenz eines Mikrospalts zwischen Implantat und Aufbau oder Implantatkrone sowie die chirurgische Platzierung des Mikrospalts in Relation zum Kieferkammniveau sind von kritischer Bedeutung und haben signifikante biologische/pathologische Auswirkungen. Direkt davon betroffen sind die Lage und die Dimension periimplantärer Hart- und Weichgewebe (Ästhetik) sowie das Ausmaß entzündlicher Reaktionen (Periimplantitis). Beim histologischen Vergleich parodontaler und periimplantärer Weich- und Hartgewebe fällt auf, dass ähnliche epitheliale Attachmentmechanismen und -strukturen vorliegen. Es bestehen jedoch signifikante Unterschiede zwischen natürlichen Zähnen und enossalen Implantaten hinsichtlich ihrer Bindegewebe- und Knochenintegration, da enossale Implantate weder Zement noch desmodontale Strukturen aufweisen. Implantate sollten immer in Einklang mit biologischen Prinzipien gesetzt werden (Tissue-directed implant placement) und nicht nur auf der Basis einer optimalen prothetischen Position (Restoration-driven implant placement). Mit einem solchen Vorgehen können biokompatible, physiologische und langfristig stabile periimplantäre Hart- und Weichgewebestrukturen erzielt werden.
Schlagwörter: Strukturbiologie, natürlicher Zahn, enossales Implantat, Implantatinsertion, krestaler Knochenverlust, biologische Breite, Periimplantitis, Ästhetik