Seiten: 391-399, Sprache: DeutschCichon, Peter / Jaschinski, SabineTeil 1: Besonderheiten parodontaler Erkrankungen bei Patienten mit BehinderungenAufgrund der motorischen und/oder geistigen Unfähigkeit, eine ausreichende persönliche Zahnpflege durchzuführen, weisen viele behinderte Patienten eine starke Plaqueakkumulation mit zum Teil schweren Entzündungen der Gingiva auf. Gingivale Entzündungszustände sind bei Patienten mit Morbus Down bei gleichem Belagsbefall stärker ausgeprägt als bei anderen Patienten gleicher Altersgruppen. Geistige Behinderung oder Mehrfachbehinderungen sind häufig mit zerebralen Krampfanfällen vergesellschaftet. Als unerwünschte Nebenwirkung der antiepileptischen Medikamente können bei Langzeitbehandlungen mehr oder weniger stark ausgeprägte (medikamentös induzierte) gingivale Wucherungen entstehen. Wegen des starken Plaquebefalls und der harten Ablagerungen sowie der damit verbundenen gingivalen Entzündungszustände und der nicht ausreichenden zahnärztlichen Betreuung mit professionellen Zahnreinigungen weisen viele Patienten mit Behinderungen auch ein erhöhtes Risiko für parodontale Erkrankungen auf. Die schweren gingivalen Entzündungszustände sowie der frühe Beginn und der rasche Verlauf des Attachmentverlustes bei Patienten mit Morbus Down sind jedoch nicht allein die Folge einer inadäquaten Mundhygiene, sondern für das Krankheitsgeschehen sind auch immunologische Fehlfunktionen mit verantwortlich.
Schlagwörter: Behinderungen, Plaqueakkumulation, Gingivitis, Parodontitis, gingivale Wucherungen, zerebrale Krampfanfälle, Morbus Down