PubMed-ID: 29610776Seiten: 9-15, Sprache: Englisch, DeutschKordaß, Bernd / Quooß, Alexandra / John, Diana / Ruge, SebastianDie Okklusion ist ein zentraler Aspekt aller prothetisch-restaurativen Arbeiten, einschließlich totaler Prothesen. Bei einer bevölkerungsrepräsentativen Population von insgesamt 3.300 Probanden des Follow-ups (SHIP 1) der regionalen Basisstudie "Study of Health in Pomerania (SHIP)" wurde die Okklusion der künstlichen Zähne bei rein schleimhautgetragenen, nicht implantatverankerten Totalprothesen untersucht. Zum Einsatz kamen okklusale Registrate in habitueller Interkuspidation, die mit der Software GEDAS (Greifswald Digital Analyzing System) auf Grundlage transparenter Kontaktareale digital ausgewertet wurden. 495 Probanden waren mit solchen Totalprothesen versorgt, davon befanden sich 438 Prothesen im Oberkiefer (217 Männer: 71,3 ± 9,2 Jahre und 221 Frauen: 68,9 ± 9,1 Jahre). 278 Probanden hatten Totalprothesen im Unterkiefer (141 Männer: 70,4 ± 8,5 Jahre und 137 Frauen: 70,4 ± 8,5 Jahre). Die durchschnittliche Gesamtzahl der ersetzten Zähne betrug im Oberkiefer 13,4 ± 0,89 (davon 6,8 ± 2,77 mit okklusalem Kontakt) und im Unterkiefer 13,3 ± 0,91 (davon 6,8 ± 2,97 mit okklusalem Kontakt). Generell hatten Prämolaren (OK: 2,8 ± 1,31, UK: 2,6 ± 1,29 Zähne) mehr Kontakt als Molaren (OK: 2,2 ± 1,24, UK: 2,3 ± 1,23 Zähne). Die Unterschiede waren im Wilcoxon-Test für paarige Stichproben mit p 0,01 hochsignifikant. Rechtsseitig befanden sich mehr Seitenzähne in Kontakt als linksseitig (OK rechts: 2,6 ± 1,18, OK links: 2,5 ± 1,14, UK rechts: 2,5 ± 1,13, UK links: 2,4 ± 1,13), jeweils signifikant für den Oberkiefer mit p = 0,022 (Wilcoxon-Test). Hierbei spielte die Anzahl der jeweils ersetzten Zähne eine Rolle. Bei Prothesen mit genau 14 ersetzten Zähnen (OK: n = 301, UK: n = 179) gab es im Unterkiefer mit p = 0,026 signifikant mehr Molaren als Prämolaren in Kontakt (Prämolaren: 2,4 ± 1,37, Molaren: 2,7 ± 1,27; p = 0,026), wohingegen im Oberkiefer das Verhältnis Prämolaren zu Molaren umgekehrt war (Prämolaren: 2,8 ± 1,36, Molaren: 2,6 ± 1,25); allerdings erwies sich dieser Unterschied nur gerade noch mit p = 0,099 als schwach signifikant. Tendenziell hatten Frauen etwas weniger kontakttragende Zähne als Männer (für Seitenzähne Männer: 5,1 ± 2,04, Frauen: 4,9 ± 2,03); die Unterschiede waren nicht signifikant. Ebenso ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen 70 Jahre (OK: n = 189, UK: n = 101) und ≥ 70 Jahre (OK: n = 249, UK: n = 177). Das Vorliegen von Funktionsstörungen des Kausystems wurde in Anwendung des Helkimo-Index (HI) bestimmt: Als funktionsgestört galten Probandenfälle mit HI ≥ 2. Signifikant unterschieden sich die Gruppen mit und ohne Funktionsstörungen für die Anzahl der Seitenzähne auf der rechten Seite im Oberkiefer (HI ≥ 2: 2,2 ± 1,34; HI 2: 2,6 ± 1,6) mit p = 0,041 im Mann-Whitney- U-Test. Der Unterschied in den Gruppen gemäß HI erwies sich die Anzahl der kontakttragenden Seitenzähne betreffend (HI ≥ 2: 4,5 ± 2,28; HI 2: 5,1 ± 2,00) mit p = 0,063 und die Anzahl der kontakttragenden Molaren betreffend (HI ≥ 2: 1,9 ± 1,34; HI 2: 2,3 ± 1,22) mit p = 0,092 als schwach signifikant. Nicht signifikant waren Unterschiede im Unterkiefer und bei Prämolaren und bei den Seitenzähnen links im Oberkiefer.
Schlussfolgerung: Mit Blick auf Funktionsstörungen des Kausystems ist es sinnvoll, insbesondere im Oberkiefer auf Molarenkontakte Wert zu legen. Einer Tendenz zur "Prämolarisierung" der Kontakte sollte mit geeigneten Maßnahmen entgegengewirkt werden.
Schlagwörter: Okklusion, Totalprothese, künstliche Zähne, bevölkerungsbezogene Auswertung