ParodontologieSeiten: 929-942, Sprache: DeutschSanderink, René B. A.Parodontitiden stellen in der zweiten Lebenshälfte die häufigste orale Erkrankung dar. Sie teilen viele Merkmale mit anderen chronischen Krankheiten, insbesondere einen aus dem Gleichgewicht geratenen Haushalt jener Biomoleküle, die für die Immunhomöostase zuständig sind, nämlich der Zytokine. Die Beziehungen zwischen oralen und inneren Erkrankungen beruhen auf Immunseneszenz, bakteriellen Dysbiosen, Metaflammation, mit dem Alter stetig zunehmenden Zellschäden und genregulatorischen Veränderungen sowie Homotoleranz. Die genannten Phänomene sind an einem Prozess beteiligt, welcher einen menschlichen Organismus entzündungsbedingt altern lässt, dem sogenannten Inflammaging. Zu den klinischen Folgen des Inflammagings gehört eine erhöhte Anfälligkeit für chronisch-degenerative Erkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes mellitus und Autoimmunerkrankungen. Über viele Jahre hinweg persistierende parodontale und periimplantäre Entzündungen beschleunigen den Inflammaging-Prozess. Inflammaging stellt das zentrale Paradigma der parodontalen Medizin dar. Seine Unterdrückung ist das essenzielle Ziel jeder Parodontitis- und Periimplantitistherapie.
Schlagwörter: Parodontale Medizin, Inflammaging, Parodontitis, Periimplantitis, Alterungsprozess