Ein akuter Herpes labialis (Lippenherpes), der hauptsächlich durch den Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-1) und seltener durch den Herpes-simplex-Virus 2 (HSV-2) verursacht wird, ist im Praxisalltag keine seltene Erscheinung. Je nach Stadium sind Rötungen, nässende Bläschen oder Verkrustungen im Bereich des Lippenrotes und der angrenzenden Haut feststellbar. Das HSV-1 ist das häufigste Virus, das in der zahnärztlichen Praxis in Form von Rezidiven im orofazialen Bereich klinisch angetroffen wird. Für Patienten prägen neben der ästhetisch störenden Erscheinung vor allem ein Brennen und lokale Blutungen das Beschwerdebild. Hier kann eine topische Behandlung mit antiviralen Medikamenten oder eine Lasertherapie zur Linderung der Beschwerden und schnelleren Abheilung helfen. Bei häufig auftretenden und sehr ausgedehnten Effloreszenzen kann eine präventiv eingenommene systemische Behandlung mit Virostatika (z. B. Aciclovir, Valaciclovir) sinnvoll sein. Der Zahnarzt und das Praxispersonal bzw. der Patient können bei einer akuten HSV-1-Infektion infiziert werden. Ist eine HSV-1-Läsion akut und somit ansteckend, sollten nur Notfälle behandelt und die Hygienemaßnahmen (Schutzbrille, Handschuhe, Maske) in der zahnärztlichen Praxis strikt eingehalten werden.
Manuskripteingang: 22.05.2023, Manuskriptannahme: 25.05.2023
Schlagwörter: Herpes labialis, Diagnostik, Differenzialdiagnose, Therapie, Prävention