Dank der intensiven oralen Prävention in einigen Ländern hat der zahnmedizinische Aufwand bei der Behandlung von Karies und Parodontitis deutlich abgenommen und es sind noch weitere Reduktionen durch Früherkennung oraler Erkrankungen zu erwarten. In Anbetracht dessen, dass die erwähnten oralen Erkrankungen auch zu den „nichtübertragbaren Erkrankungen“ („Non-communicable diseases“, NCD) gehören, durch Ernährungslenkung und weitere präventive Maßnahmen beeinflusst und die Zusammenhänge zu Allgemeinerkrankungen bereits seit Jahren beobachtet wurden und der regelmäßige Kontakt mit Patienten aller Art in der Praxis beim Recall weitgehend gewährleistet ist, sollte der fortgebildete bzw. an den Universitäten spezifisch ausgebildete Zahnmediziner intensiver mit (überlasteten) Medizinern zusammenarbeiten. Vor diesem Hintergrund ist ein intensivierter interdisziplinärer Austausch zwischen Zahnmedizinern und Medizinern unbedingt erforderlich. Die wichtigste Chance besteht darin, durch eine strukturierte Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen und Zahnmedizinern die Entwicklung dysbioseresistenter Mikrobiome beim künftigen Nachwuchs zu fördern. Es gilt einerseits, bei Gesunden im Recall vermehrt vorbeugend auf Gewicht, Suchtrisiken, Ernährungsprobleme, Frühdiabetes sowie Depressionen zu achten. Andererseits sollte bei polymorbiden Patienten frühzeitig Kontakt zu den Allgemeinmedizinern aufgenommen werden. Zahnmediziner würden so sinnvoll mehr ausgelastet, einige Früherkrankungen könnten frühzeitig angegangen bzw. im frühen Erkrankungsstadien den Medizinern zugewiesen werden.
Manuskripteingang: 12.08.2022, Manuskriptannahme: 26.10.2022
Schlagwörter: Prävention, „nichtübertragbare Erkrankungen“ („Non-communicable diseases“, NCD), Karies, Parodontitis, orointestinale Dysbiose, Interdisziplinarität