Die deutliche Zunahme kieferorthopädischer Erwachsenenbehandlungen der letzten Jahre fordert eine explizite Fokussierung und Einordnung der individuellen, teilweise multidisziplinären Therapiebedürfnisse. Initial sollte zu diesem Zweck daher auf die deutlich höhere Inhomogenität der adulten Patient/-innen durch stark variierende skelettale und dentoalveoläre Grundattribute verschiedener Altersklassen hingewiesen werden, der zurzeit keine systematische Triagierung des Behandlungsregimes gegenüber steht. Andererseits lässt sich durch schlichte Bewertung der hauptsächlichen Therapieambitionen die Behandlung von jungen Erwachsenen gegenüber den Bedürfnissen von älteren Erwachsenen mit altersinvolutiven Alterationen abgrenzen. Zeigt sich die Behandlung junger Erwachsener noch weitestgehend vergleichbar zum Therapiekonzept der kieferorthopädischen Spätbehandlung, manifestieren sich bei über 40-jährigen Patient/-innen im wesentlichen parodontale bzw. präprothetische Behandlungswünsche zur Reintegration der Kaufunktion und alterskomplementären Ästhetik. Der folgende klinische Bericht widmet sich daher eben genau diesen Behandlungsschwerpunkten und versucht auf Basis korrespon-dierender Kasuistiken Chancen und Limitationen der kieferorthopädischen Erwachsenenbehandlung aufzuzeigen sowie für eine differenzierte Betrachtung der Therapie zu sensibilisieren.
Manuskripteingang: 07.02.2023, Manuskriptannahme: 16.02.2023
Schlagwörter: Erwachsenenkieferorthopädie, interdisziplinär, Präprothetik