In der invasiven Kariestherapie wird möglichst gleichzeitig versucht, langlebige Restaurationen zu erreichen und die Vitalität der Pulpa zu erhalten. Eine valide Aussage zum Grad der Pulpaentzündung ist hierbei entscheidend, um biologisch begründet die geeignete Therapiestrategie wählen zu können. Grundsätzlich stellt die selektive Kariesentfernung eine sichere Therapie bei tiefen Dentinkariesläsionen dar, ist aber besonders bei sehr pulpanahen Defekten gegen die koronale Pulpotomie abzuwägen. Bei fortgeschrittenen klinischen Symptomen ist die Entscheidung zwischen Pulpotomie und der Durchführung einer Wurzelkanalbehandlung zu treffen. Aussagekräftige Befunde wären zur Sicherung der Diagnose und des Therapieentscheids von großem klinischem Interesse. In wissenschaftlichen Untersuchungen werden bereits molekularbiologische Untersuchungen an Dentinflüssigkeit und Pulpablut durchgeführt, die zeigen, dass die Messung von Entzündungsmarkern aus der Pulpa möglich ist. Somit eröffnet sich eine interessante Perspektive für die Pulpadiagnostik der Zukunft. Die gegenwärtige Umsetzbarkeit dieser Methodik in die Praxis wird in diesem Beitrag vorgestellt. Bis zur potenziellen Etablierung im zahnärztlichen Alltag bleibt eine adäquate intrakoronale (klinische) Diagnostik mit Vergrößerungshilfen als Ergänzung zur sorgfältigen Schmerzanamnese neben röntgenologischen Befunden das Standardvorgehen, um Veränderungen der Pulpa zu detektieren.
Manuskripteingang: 19.09.2022, Manuskriptannahme: 04.10.2022
Schlagwörter: Selektive Kariestherapie, Vitalerhaltung, Pulpadiagnostik, Zytokine, Immunologie