WissenschaftDOI: 10.3238/dzz.2021.0004Seiten: 40, Sprache: DeutschWolowski, AnneEinleitung: Das Krankheitsbild der "somatoformen Prothesenunverträg-lichkeit" umfasste bisher ein breites Spektrum an Betroffenen mit diffusen Beschwerdebildern.
Material und Methoden: Mittlerweile sind neue zahnmedizinische Krankheitsbilder beschrieben, sodass eine Differenzierung möglich ist. Zu nennen sind diesbezüglich das Mundschleimhautbrennen/Burning-Mouth-Syndrome (BMS), die atypische Odontalgie (persistierender [idiopathischer] dentoalveo-lärer Schmerz) und die okklusale Dysästhesie. Diese Krankheitsbilder lassen sich einordnen unter die 2015 neu eingeführte Diagnose der "somatischen Belastungsstörung", welche gekennzeichnet ist durch eine mehr als 6-mona-tige Beschwerdedauer, der intensiven Beschäftigung der Betroffenen mit den Beschwerden und einer deutlich eingeschränkten Alltagskompetenz. Die bisherige Diagnose der somatoformen Prothesenunverträglichkeit kann als eine Untergruppe zahnmedizinisch-spezifischer Erkrankungen im Sinne einer somatischen Belastungsstörung verstanden werden.
Schlussfolgerung: Aufgrund der bisher vorliegenden klinischen Erfahrung darf man davon ausgehen, dass diese Diagnose zukünftig insbesondere auf Patienten zutreffen wird, die in der Regel mit Zahnersatz (festsitzend und/oder herausnehmbar) objektiv gut versorgt sind, jedoch damit Schwierigkeiten haben und im Sinne einer somatischen Belastung dadurch auffällig werden. Eine für alle Krankheitsbilder notwendige strukturierte Vorgehensweise im Sinne der initialen und erweiterten Grundversorgung beschreibt die S3 AWMF-Leitlinie "Funktionelle Körperbeschwerden".
Schlagwörter: Burning-Mouth-Syndrom, atypische Odontalgie, funktionelle Körperbeschwerden, okklusale Dysästhesie, somatische Belastungsstörung, somatoforme Prothesenunverträglichkeit