WissenschaftDOI: 10.3238/dzz.2020.0226-0233Seiten: 226, Sprache: DeutschGroß, DominikEinleitung: Karl Häupl gilt als einer der bekanntesten europäischen Zahnärzte des 20. Jahrhunderts. Der vorliegende Beitrag verfolgt das Ziel, das Leben und Werk des Österreichers zu rekonstruieren und fachlich einzuordnen. Ein zusätzliches Augenmerk gilt hierbei Häupls Rolle im "Dritten Reich".
Material und Methode: Methodische Grundlage der Studie sind (z.T. erstmals ausgewertete) Quellen aus verschiedenen deutschen und österreichischen Archiven sowie eine kritische Reanalyse der einschlägigen Forschungsliteratur.
Ergebnisse: Die Analyse belegt, dass Häupl zu den einflussreichsten und wirkmächtigsten Hochschullehrern in der Zahnheilkunde zu zählen und insbesondere als Wegbereiter der Funktionskieferorthopädie anzusehen ist; dies deckt sich vollständig mit der zeitgenössischen Einschätzung. Deutlich diskrepant ist dagegen die Einordnung seiner Rolle im "Dritten Reich": Während Häupls Verhältnis zum Nationalsozialismus lange Zeit ausgeblendet wurde, liefern die archivalischen Dokument klare Hinweise auf eine politische Verstrickung.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die Auswertung der einschlägigen Quellen kommt zu dem Schluss, dass Häupl politisch linientreu agierte. Er schloss sich nicht nur der Partei der Nationalsozialisten an, sondern genoss auch bei seinen Lehrstuhl-Bewerbungen (Deutsche Universität Prag, Universität Berlin), Ehrungen und sonstigen Initiativen nachweislich die Rückendeckung und Unterstützung der maßgeblichen NS-Netzwerke.
Schlagwörter: Funktionskieferorthopädie, Geschichte der Zahnheilkunde, NSDAP, Nationalsozialismus, Parodontologie