ÜbersichtenSprache: DeutschKaries wird klassischerweise durch die vollständige Entfernung aller Bakterien und infizierten Zahnhartsubstanzen mit anschließender restaurativer Versorgung der geschaffenen Kavität behandelt. Ein verändertes Verständnis der Pathogenese dentaler Karies und klinische Beobachtungen stellen dieses Behandlungskonzept jedoch zunehmend in Frage: Karies wird nicht mehr vornehmlich als Infektionserkrankung verstanden, sondern als Resultat eines ökologischen Ungleichgewichtes, dass z.B. durch häufigen Konsum fermentierbarer Kohlenhydrate hervorgerufen wird. Die Verstoffwechselung dieser Kohlenhydrate führt zu einer Verschiebung des pH-Wertes und damit zu einer Veränderung der Zusammensetzung und Aktivität des dentalen Biofilms. Die unter diesen Bedingungen stark wettbewerbsfähigen azidurischen und azidogenen Spezies unterhalten das resultierende saure Milieu. Das entstehende Ungleichgewicht zwischen Re- und Demineralisierung der Zahnhartsubstanzen führt schließlich zur Ausbildung einer kariösen Läsion [43, 44, 58]. Bei der restaurativen Therapie wird lediglich das Ergebnis dieses Ungleichgewichtes – demineralisierte oder infizierte Zahnhartsubstanz – entfernt und Karies somit eher symptomatisch behandelt. Ein kausaler Ansatz zielt hingegen beispielsweise auf eine Beseitigung oder Kontrolle des Biofilms auf der Zahnoberfläche als treibende Kraft der Karies ab [43, 73].