Seiten: 311-333, Sprache: Deutsch, EnglischMehl, AlbertReview der verfahrenstechnischen Grundlagen und Vergleich bekannter und neuer MethodenDie Analyse und Übertragung der Unterkieferbewegungen auf einen virtuellen oder konventionellen Artikulator erfolgen nach unterschiedlichen Konzepten. Einige davon erfordern eine Bestimmung der terminalen Scharnierachse. Doch trotz weit verbreiteter Anwendung diverser Verfahren der Scharnierachsenbestimmung sind in der Fachliteratur nur wenige Informationen zu ihrer Eignung und Qualität greifbar.
Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie war es, einen Überblick über bereits verwendete Methoden zu erstellen, eine Suche nach neueren Methoden mit modernen Algorithmen durchzuführen, und beide bezüglich der erreichbaren Genauigkeit und ihrer Anwendbarkeit miteinander zu vergleichen.
Material und Methode: Dieser Vergleich wurde auf Grundlage umfangreicher neuer Computersimulationen durchgeführt, mit deren Hilfe der Einfluss des Messrauschens auf die Genauigkeit der ermittelten Scharnierachse untersucht werden konnte. Die Grundannahmen für diese Simulationen wurden so gewählt, dass sie eine möglichst genaue Scharnierachsenlokalisation ermöglichten. Dazu zählten: eine reine Rotationsbewegung während der Mundöffnung über einen inzisalen Öffnungsweg von 15 mm, eine Messgenauigkeit von 50 μm und eine möglichst optimale Positionierung der gesamten Messanordnung.
Ergebnisse: Die Ergebnisse dieser Computersimulation zeigen, dass die höchste Genauigkeit durch moderne Least-Square-Verfahren erreicht wird, die in dieser Übersicht zugleich für Kiefergelenkmessungen erstmals eingeführt wurden. Zudem erfassen nur Methoden, die zwei oder mehr voneinander unabhängige Marker (iterativ oder parallel) verfolgen, oder vergleichbar dazu, zwei oder mehr unabhängige Kieferpositionsmessungen durchführen, genug Informationen für zuverlässige und genaue Ergebnisse.
Schlussfolgerung: Auf dem gegenwärtigen Stand der Messtechnik lassen sich die höchsten Genauigkeiten nur in einer kiefergelenknahen Messanordnung erreichen. Allerdings muss selbst in der besten verfügbaren Anordnung mit einem Fehler von ±1 mm bei der Scharnierachsenbestimmung gerechnet werden. Um ein besseres Verständnis für die aktuellen elektronischen Aufzeichnungssysteme zu bekommen, sollten die Hersteller mehr Einblick in deren Auswertungsmethoden gewähren.
Schlagwörter: terminale Scharnierachse, Bewegungsanalyse, Kiefergelenk, Genauigkeit, Computersimulation
Seiten: 335-342, Sprache: Deutsch, EnglischRauch, Angelika / Schierz, OliverVorstellung einer zusammenfassenden AuswertungshilfeHintergrund: Die Erfassung und Auswertung psychosozialer Patienteneigenschaften fällt besonders während der initialen Befunderhebung von Patienten mit craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) schwer. Ziel dieser Studie war es, eine neu entwickelte Auswertungshilfe für psychosoziale Fragebögen zu evaluieren.
Material und Methode: Patienten (n = 30) mit CMD-Beschwerden stellten sich im klinischen Kurs der Zahnersatzkunde vor und wurden physisch und psychosozial untersucht. Zur Erfassung der Lokalisation sowie Chronifizierung von Schmerzen und den Charakteristika Angst, Depression und Neigung zu unspezifischen körperlichen Beschwerden wurden Fragebögen von den Patienten ausgefüllt und die Daten in einen Auswertungsbogen übertragen. Abschließend evaluierten die Studierenden die Praktikabilität des Auswertungsbogens und schätzten die Nutzbarkeit in der täglichen zahnärztlichen Praxis ein.
Ergebnisse: Die Befragung der Anwender (n = 30) ergab, dass 60 % der Studierenden die Auswertung der psychosozialen Fragebögen unter Verwendung des Auswertungsbogen leicht fiel; 23 % beurteilten die Verwendung als teilweise schwierig und 17 % als schwer. Insgesamt würden 90 % der Probanden die Fragebögen und den Auswertungsbogen in ihrer späteren Praxis anwenden.
Schlussfolgerung: Die Verwendung von Fragebögen in Kombination mit einer zusammenfassenden Auswertungshilfe ermöglicht eine anwenderfreundliche psychosoziale Erstdiagnostik bei CMD-Patienten.
Schlagwörter: Schmerz, Depression, Angst, Somatisierung, Chronifizierung, Achse II, DC/TMD
Seiten: 345-352, Sprache: Deutsch, EnglischSchierz, Oliver / Reißmann, Daniel Ralph / Rauch, AngelikaEinheitliche Untersuchungskriterien nach internationalem StandardZur Diagnostik craniomandibulärer Dysfunktionen (CMD) finden im deutschsprachigen Raum, aber auch international viele meinungsbasierte Befunderhebungssysteme Anwendung. Um wissenschaftlich forschungsgruppenübergreifend arbeiten zu können, wurden 1992 die "Research Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (RDC/TMD)" entwickelt und veröffentlicht. Dieser mittlerweile international etablierte Standard zur CMD-Diagnostik wurde 2014 auf dem Fundament einer kritischen Bewertung der umfangreichen Studienlage und der Ergebnisse aus Validierungsstudien von einem internationalen Wissenschaftsteam grundlegend überarbeitet. Die daraus hervorgegangenen "Diagnostic Criteria for Temporomandibular Disorders (DC/TMD)" eignen sich aufgrund einfacher und standardisierter Untersuchungstechniken sowie einer validierten Diagnosestellung besonders für den Einsatz in der täglichen Praxis. Dadurch können die Befunde und Diagnosen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen erhoben bzw. gebildet und Behandlungen evidenzbasiert durchgeführt werden. In dem vorliegenden Beitrag werden die Vor- aber auch die bekannten Nachteile der DC/TMD diskutiert. Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass dieses Untersuchungsprotokoll alle Voraussetzungen besitzt, einen deutschlandweit einheitlichen Befunderhebungsstandard zu bilden. Herausragend sind die Möglichkeit der validen und automatisierbaren Generierung von Diagnosen und die Inklusion von CMD-assoziiertem Kopfschmerz.
Schlagwörter: Diagnostische Kriterien, DC/TMD, Klinische Befunde
Seiten: 353-369, Sprache: Deutsch, EnglischLange, Matthias / Peroz, IngridPraxisstudie anhand einer FallserieZur Behandlung von craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) und Bruxismus wurde ein neuartiges Therapiekonzept vorgestellt, das auf der Anwendung von individuell angefertigten Ohreinsätzen basiert. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Cerezen-System unter Bedingungen der zahnärztlichen Routine zu überprüfen und hinsichtlich Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Besonderheiten in der Anwendung zu bewerten. Die Auswertung zeigte, dass Patienten mit CMD und Bruxismus vom Tragen der Ohreinsätze profitieren können. Weiterhin konnten eine Reihe von Nebenwirkungen und Besonderheiten herausgearbeitet werden, die für die Aufklärung und das Monitoring zukünftiger Patientenfälle von Nutzen sein können. Ziel folgender Untersuchungen sollte es sein, Indikationen zur Anwendung detailliert herauszuarbeiten.
Schlagwörter: Pressen, Knirschen, Ohreinsätze, Wachbruxismus, Schlafbruxismus, Selbstbeobachtung