Digitaler SonderdruckSeiten: 17-29, Sprache: Deutsch, EnglischRauer, Ann-Kristin / Giannakopoulos, Nikolaos-Nikitas / Hellmann, Daniel / Hugger, Sybille / Schmitter, Marc / Schindler, Hans-Jürgen / Hugger, AlfonsEine vergleichende klinische PilotstudieDas Ziel der vorliegenden randomisierten klinischen Studie war es, bei Patienten mit schmerzhafter Myoarthropathie (MAP) eine konventionelle Okklusionsschienentherapie und ein physiotherapeutisches Heimübungsprogramm mit Hilfe des Therapiegerätes RehaBite (Dentrade International e.K., Köln) miteinander zu vergleichen. Hierfür wurden 45 Patientinnen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren mit akuten oder akut-persistierenden myofaszialen Schmerzen des Kausystems (Graduierung chronischer Schmerzen [GCS] I und II) in die Studie aufgenommen. Es wurden 23 Patientinnen mit RehaBite behandelt, während bei 22 Patientinnen eine Okklusionsschiene eingegliedert wurde. Über einen Therapiezeitraum von drei Monaten wurde zunächst eine kraftkontrollierte elektromyographische Ausgangsmessung (T0) bei submaximalen Kräften von 100 Newton (N) sowie bei maximalen Kräften in habitueller Okklusion durchgeführt. 14 Tage sowie sechs Wochen nach Therapiebeginn erfolgten Kontrollen (T1 und T2). Drei Monate (T3) nach Beginn wurde die Messung wiederholt. Zusätzlich wurden bei jedem Untersuchungstermin die Schmerzstärke (mittels GCS-Bogen) und -lokalisation erfasst, eine Beurteilung der Handhabung und des Therapieeffektes sowie Kieferöffnungsmessungen und Muskelpalpationen durchgeführt.
In beiden Gruppen zeigte sich eine signifikante Schmerzreduktion, wobei RehaBite die Schmerzen deutlicher reduzierte. Die Kieferöffnung vergrößerte sich in beiden Kohorten, allerdings deutlicher in der RehaBite-Gruppe. Bei der Beurteilung der Handhabung sowie bei der Wahrnehmung des subjektiven Therapieeffektes schnitt dagegen die Okklusionsschiene signifikant besser ab. Bei der normierten EMG-Aktivität der submaximalen Kräfte von 100 N zeigten sich nur in der RehaBite-Gruppe statistisch signifikante Unterschiede zwischen T0 und T3. Die normierte EMG-Aktivität bei maximaler Kraftentfaltung in habitueller Okklusion erhöhte sich in der RehaBite-Gruppe sowohl für den M. masseter als auch für den M. temporalis anterior statistisch signifikant zwischen T0 und T3, während sie sich in der Okklusionsschienen-Gruppe nur für den M. masseter statistisch signifikant erhöhte.
Aufgrund der ähnlichen therapeutischen Wirkung beider Therapiemittel können Patienten mit myofaszialen Schmerzen des Kausystems Heimübungen alternativ oder in Kombination mit einer Okklusionsschiene empfohlen werden.
Schlagwörter: Elektromyographie, Funktionstherapie, Craniomandibuläre Dysfunktion, RehaBite, Okklusionsschiene, Physiotherapeutische Heimübungen