Seiten: 29-41, Sprache: Englisch, DeutschLeckel, Michael / Rammelsberg, Peter / Schmitter, MarcFolgende Fragestellungen sollten bei Patienten mit kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) in Bezug auf einen ausgedehnten muskuloskelettalen Schmerz untersucht werden: In welchem Ausmaß sind CMD-Patienten und symptomfreie Probanden von Nacken- und Rückenschmerz betroffen? Existieren Unterschiede zwischen Patienten und Probanden? Gibt es außerdem Unterschiede zwischen CMD-Untergruppen, die durch myofaszialen Schmerz, Erkrankungen des Kiefergelenks bzw. eine Kombination aus beidem charakterisiert sind? Zu diesem Zweck wurden 134 Patienten mit CMD und eine Kontrollgruppe mit 38 symptomfreien Probanden in Bezug auf die Intensität des CMD-bezogenen Schmerzes sowie auf das Vorhandensein von Nacken- und Rückenschmerz untersucht. Patienten mit muskulären und kombiniert muskulär-arthrogenen Beschwerden waren signifikant häufiger von Nacken- und Rückenschmerz betroffen als CMD-freie Probanden. Patienten, die nur gelenkbezogene Diagnosen aufwiesen, unterschieden sich nicht signifikant von der Kontrollgruppe. Die Gruppe der Patienten mit muskelbezogenen und kombinierten Diagnosen gab signifikant höhere Werte für CMDbezogene Schmerzintensität an als die Gruppe mit arthrogenen Beschwerden. Die Analyse der Daten mittels multivariater logistischer Regression ergab, dass das Kriterium "myofaszialer Schmerz der Kaumuskulatur" der vorhersagekräftigste Parameter für das gleichzeitige Auftreten von Nacken- und Rückenschmerz war. Das gleichzeitige Vorhandensein von Gelenkdiagnosen und myofaszialem Schmerz ergab im Vergleich zur Kontrollgruppe ebenfalls ein erhöhtes Risiko für ausgedehnten muskuloskelettalen Schmerz. Hingegen zeigte sich, dass das ausschließliche Bestehen von Gelenkdiagnosen ohne myofaszialen Schmerz nicht mit einem erhöhten Ausmaß an Nacken- und Rückenschmerz einherging. Hinsichtlich des Auftretens von Nacken- und Rückenschmerz bei CMD-Patienten existieren signifikante Unterschiede zwischen verschiedenen CMD-Subgruppen, die durch Gelenkbeschwerden und/oder myofaszialen Schmerz der Kaumuskulatur gekennzeichnet sind. Dies könnte mit unterschiedlichen Reaktionslagen der nozizeptionsverarbeitenden Anteile des Nervensystems zusammenhängen, was wiederum in unterschiedlichen Intensitätsgraden und Verteilungsmustern des muskuloskelettalen Schmerzes auch in anderen Körperregionen seinen Niederschlag finden könnte.
Schlagwörter: Orofazialer Schmerz, muskuloskelettaler Schmerz, kraniomandibuläre Dysfunktionen, Nackenschmerz, Rückenschmerz, ausgebreiteter Schmerz