ZahnerhaltungSeiten: 125-135, Sprache: DeutschSchwendicke, FalkKaries wurde lange Zeit als übertragbare Infektionserkrankung angesehen und folgerichtig durch die Elimination aller Krankheitserreger aus dem Zahngewebe therapiert. Ausgehend von einem veränderten Verständnis von Karies verzichtet man heute in der überwiegenden Zahl der Kariesbehandlungen auf die Entfernung kariösen Gewebes. Bei kavitierten und kaulasttragenden kariösen Läsionen wird hingegen noch invasiv (restaurativ) vorgegangen, d. h. zunächst kariöses Dentin exkaviert, um anschließend in die vorbereitete Kavität ein Restaurationsmaterial zu platzieren. In flachen oder moderat tiefen Kavitäten kann eine solche Exkavation nonselektiv erfolgen, also bis überall in der Kavität hartes bzw. festes Dentin verbleibt. In tiefen Kavitäten vitaler Zähne sollte jedoch das Pulpaüberleben im Vordergrund stehen. Hier wird eine selektive Exkavation empfohlen, bei der in Pulpanähe auch weiches Dentin belassen werden kann, peripher hingegen bis zum harten Dentin exkaviert wird (um eine stabile und dicht versiegelnde Restauration zu platzieren). Ein solches Vorgehen, welches das Risiko von Pulpaexpositionen und -komplikationen reduziert, wird durch eine zunehmende Zahl von Studien gestützt. Alternativ kann im bleibenden Gebiss auch schrittweise exkaviert werden, während im Milchgebiss die sogenannte Hall-Technik eine eine zusätzliche Option sein könnte. Ein indikationsgerechtes Exkavationskonzept hilft, optimale Behandlungsergebnisse zu erzielen.
Schlagwörter: Karies, Pulpa, Restauration, Versiegelung, Vitalerhaltung