OralchirurgieSeiten: 1471-1480, Sprache: DeutschBornstein, Michael M. / Leung, Yiu YanIn der Übersichtsarbeit werden die Ursachen der wichtigsten Nervenverletzungen in der oralen Chirurgie und präventive Maßnahmen zu deren Vermeidung aufgezeigt. Am häufigsten betroffen sind der Nervus alveolaris inferior (NAI) und der Nervus lingualis (NL) nach operativen Weisheitszahnentfernungen im Unterkiefer oder Implantatinsertionen in der posterioren Mandibula. Zu den neurosensorischen Folgen gehören Hypästhesien, Anästhesien, Parästhesien und auch schmerzhafte Symptome wie Dysästhesien oder Allodynien im Gebiet des geschädigten Nervs. Bei Verletzungen des NL kommt es zudem zu Geschmacksstörungen wie einer Hypogeusie oder einer Dysgeusie. Radiologische Risikofaktoren, die eine erhöhte Gefahr von Schädigungen des NAI nach Weisheitszahnentfernung anzeigen, sind eine Verlaufsänderung des Mandibularkanals im Bereich der Weisheitszahnwurzeln, eine Auslöschung der Wurzeln durch den Canalis mandibularis und eine Wurzelkrümmung in Nachbarschaft des Kanals. Bei diesen Anzeichen kann als alternative Therapie zur vollständigen Zahnentfernung eine Koronektomie durchgeführt werden, welche sich als einfache und relativ komplikationsarme Methode erwiesen hat. Im Gegensatz zu Nervenverletzungen bei einer chirurgischen Weisheitszahnentfernung sind Schädigungen des NAI als Folge einer Implantation nicht selten permanenter und chronischer Natur. Problematisch ist dabei, dass Nervenverletzungen bei der Implantation in vielen Fällen durch die Präparation des Implantatbettes und nicht durch ein zu tiefes Inserieren des Implantates selbst entstehen. Daher wird in der Literatur ein Sicherheitsabstand zwischen Implantat und Mandibularkanal von mindestens 2 mm empfohlen.
Schlagwörter: Nervenverletzung, orale Chirurgie, operative Weisheitszahnentfernung, orale Implantologie, Sensibilitätsstörungen, neuropathische Schmerzen