Zahnheilkunde allgemeinSeiten: 1089-1096, Sprache: DeutschKreissl, Marion Esther/Eckardt, Rahel/Nitschke, InaDer Mund als Keimreservoir für Pneumonien bei pflegebedürftigen SeniorenMit dem Begriff Pneumonie wird eine Gruppe von Entzündungen des Lungenparenchyms zusammengefasst, die u. a. von Bakterien und Viren ausgelöst werden können. Bei betagten Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem können Pneumonien zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. In Pflegeheimen gehören Pneumonien mit einer Prävalenz von 13 bis 48 % zu den häufigsten Infektionskrankheiten und weisen zudem eine hohe Mortalitätsrate auf. Zahlreiche epidemiologische Studien untersuchen den Einfluss möglicher Risikofaktoren auf die Entstehung nosokomialer Pneumonien. Bei Personen, die in Krankenhäusern oder Pflegeheimen leben, wird ein direkter Zusammenhang zwischen oraler Plaque und dem Risiko für Pneumonien gesehen. Orale Biofilme scheinen als Infektionsreservoir für lungenpathogene Keime zu dienen, welche via Aspiration in den unteren Respirationstrakt gelangen. In Querschnittsstudien wurde bei Patienten mit schlechter Mundhygiene ein signifikant erhöhtes relatives Risiko für Pneumonien gefunden. Ergebnisse aus Interventionsstudien bestätigen diesen Zusammenhang. Eine bessere Mundhygiene durch intensive professionelle Reinigung oder chemische Plaquekontrolle führte zu einer Absenkung der Inzidenz von Pneumonien. Der Beitrag soll dem Leser einen Überblick über die aktuelle Literatur und die wissenschaftliche Evidenz zu dem Thema geben und damit den Stellenwert verdeutlichen, den die Mundhygiene in der Prävention allgemeinmedizinischer Krankheitsbilder des Alters haben kann. Weiterhin besteht das Ziel des Artikels darin, den Verantwortlichen in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen die Notwendigkeit einer strukturierten zahnmedizinischen Betreuung näher zu bringen.
Schlagwörter: Aspirationspneumonie, Mundhygiene, Prothesenhygiene, orale Bakterien, Pflegebedürftige, geriatrische Zahnmedizin