Oralchirurgie / Orale MedizinSeiten: 707-710, Sprache: DeutschKlinggräff, Dietrich von/Schmidt-Westhausen, Andrea MariaEine Kasuistik aus der zahnärztlichen PraxisBeschrieben wird der Fall einer im Alter von 7 Jahren an akuter Poliomyelitis erkrankten 74-jährigen Patientin, die sich zur Extraktion eines Wurzelrestes vorstellte. Die Patientin gab an, dass die der Infektion im Kindesalter folgenden Symptome nicht eindeutig zugeordnet worden seien. Probleme beim Atmen mit Komplikationen bei Allgemeinnarkosen im Erwachsenenalter waren dem behandelnden Arzt unerklärlich. Eine vorangeschrittene Poliomyelitis kann sich in der Spätfolge nach Jahren als Post-Polio-Syndrom (PPS) manifestieren. Wegen eines möglichen Zusammenhangs zwischen dem PPS und unerwünschten Reaktionen auf Lokalanästhetika hatte der Hauszahnarzt die Behandlung abgelehnt. Ein daraufhin angeforderter Allergietest auf Mepivacain war jedoch negativ. Die Extraktion des Wurzelrestes in der Klinik verlief nach Lokalanästhesie mit einer Minimaldosierung von Mepivacain komplikationslos. Mögliche Wechselwirkungen zwischen dem PPS und Lokalanästhetika wurden bisher in der Literatur nicht beschrieben.
Schlagwörter: Poliomyelitis, bedingte progressive Muskelatrophie, Heine-Medin-Krankheit, spinale Kinderlähmung, Atemdepression