Oralchirurgie / Orale MedizinSeiten: 23-32, Sprache: DeutschMericske-Stern, ReginaEine kurze ÜbersichtAlter wird häufig als Kontraindikation für Implantate angesehen. Befürworter dieser Position nennen folgende Argumente: ungenügende Compliance des Patienten, allgemeinmedizinische Probleme, Kieferkammatrophie und schlechte Knochenqualität. Heute gehört das Implantat jedoch zum therapeutischen Spektrum der Gerodontologie und wird bei komplexen Rekonstruktionen, bei radikalen Lösungen mit reduzierten Behandlungszielen, aber auch bei Reparaturmaßnahmen eingesetzt. Der Allgemeinzustand älterer Menschen ist oft gekennzeichnet durch die Einnahme verschiedener Medikamente und durch chronische Erkrankungen. Inwieweit dies einen negativen Effekt auf die Osseointegration und den Umbau (Remodeling) des Knochens haben kann, ist zu wenig bekannt. Erwähnt werden Diabetes, Osteoporose sowie übermäßige Einnahme von Steroiden und Hypertonie-Präparaten, doch fehlt die solide Evidenz. Andererseits können gewisse allgemeinmedizinische Befunde ein Risiko für den chirurgischen Eingriff in Lokalanästhesie bedeuten. Das Problem der Kieferkammatrophie und einer schlechten Knochenqualität stellt sich insbesondere bei älteren Menschen mit langjähriger Zahnlosigkeit. Beim osteoporotischen Knochen ist die Primärstabilität von Implantaten nicht gut gewährleistet und die Belastungskapazität des Knochens möglicherweise reduziert. Spätmisserfolge zeichnen sich öfter durch eine erhöhte Beweglichkeit der Implantate ohne Anzeichen von Infekten und marginalem Knochenverlust aus. Deshalb stellt sich heute die Frage, zu welchem Zeitpunkt die Kapazität des Knochens, funktionelle Kräfte aufzufangen, überschritten ist. Grenzen für ein erfolgreiches Behandlungsresultat bei älteren Menschen sind gestörte muskuläre Koordination und ungenügende motorische Geschicklichkeit, aber auch intellektueller Abbau, Gebrechlichkeit und Schwäche.
Schlagwörter: Implantate, Osseointegration, allgemeinmedizinische Befunde, Kieferkammatrophie, Knochenqualität