Kinderzahnheilkunde und KieferorthopädieSprache: DeutschTeuscher, Tobias/Watted, NezarAnfang des 20. Jahrhunderts war die Kortikotomie (Knochenschwächung) eine chirurgisch unterstützende Maßnahme bei der kieferorthopädischen Korrektur ausgeprägter Zahnfehlstellungen im Erwachsenenalter. Die damals zur Verfügung stehenden apparativen Möglichkeiten ließen kontrollierte körperliche Zahnbewegungen über größere Distanzen nur bedingt zu, so dass zu diesem Zweck häufig eine gezielte Knochenschwächung durchgeführt wurde. Mit der Weiterentwicklung der festsitzenden Behandlungstechnik geriet das Verfahren jedoch zunehmend in Vergessenheit. Aber auch heute kann die gezielte Knochenschwächung bei entsprechender Indikation wertvolle Hilfe leisten. So führt z. B. die orthodontische Mesialisierung von Seitenzähnen über größere Distanzen, etwa nach Verlust eines einzelnen 1. Molaren, unter Umständen zu unerwünschten Nebenwirkungen (Zahnkippungen in die Lücke oder Überwanderung der dentalen Mittellinie, d. h. Verankerungsverlust). Durch das weitgehend unkomplizierte und risikoarme Verfahren der Kortikotomie können diese Nebenwirkungen minimiert und bei entsprechender Indikation in relativ kurzer Behandlungszeit kontrollierte körperliche Zahnbewegungen über große Distanzen durchgeführt werden, ohne dass es zu einem erhöhten Risiko für Wurzelresorptionen oder einem negativen Einfluss auf die Stabilität des Ergebnisses kommt. Anhand von klinischen Beispielen werden die Indikation, das chirurgische Vorgehen und die Auswirkungen der Kortikotomie auf eine orthodontische Behandlung dargestellt.
Schlagwörter: Kortikotomie, Knochenschwächung, Verankerung, Wurzelresorptionen, Behandlungsdauer