OriginalarbeitSprache: DeutschErste Ansätze und Überlegungen für die Region Vorpommern anhand von Datensätzen der SHIP 0 StudieEinleitung: Strenge Budgetvorgaben, die Einführung immer mehr marktwirtschaftlicher Elemente im Gesundheitswesen sowie der enorme Anstieg der Selbstbeteiligung der Patienten lassen das Interesse an Ergebnissen gesundheitsökonomischer Evaluationsforschung in der (Zahn-)Medizin immer mehr steigen. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die Behandlungsnotwendigkeit und die Kostenverteilung bei zahnmedizinischen Versorgungen in einer bevölkerungsrepräsentativen Probandenpopulation und ermittelt mögliche Einflussfaktoren.
Material und Methode: Die von der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald iniziierte regionale Basisstudie "Study of Health in Pomerania" (SHIP 0) erfasste umfangreiche Daten nach medizinischer und zahnmedizinischer Untersu-chung und Befragung von über 4.000 Probanden. Mithilfe der Leistungskataloge für zahnärztliche und zahntechnische Leistungen (BEMA, GOZ, BEL II, BEB) wurden mit dem Statistikprogramm SPSS 10.1 für jeden Probanden die Kosten für seine zahnärztliche Versorgung ermittelt, auf Korrelationen zu soziodemografischen Parametern, insbesondere dem Sozialindex nach Winkler, untersucht und abschließend in Relation zu theoretisch anfallenden lebenslangen Kosten für Prophylaxemaßnahmen gesetzt.
Ergebnisse: Die mit dem Alter zunehmende Anzahl fehlender Zähne macht zahnärztliche Versorgungen mit Zahnersatz notwendig und lässt die Kosten stetig steigen. Besonders im Alter zwischen 40 und 59 Jahren sind die ermittelten Kosten für zahnärztliche Versorgungen auffällig hoch, da häufig umfangreicher hochwertiger Zahnersatz mit Kronen, Brücken, ggf. Implantaten und in Kombination mit herausnehmbarem Ersatz notwendig ist. Eine Betrachtung der Ergebnisse in Abhängigkeit vom sozioökonomischen Status zeigt, dass Probanden aus der sozialen Unterschicht durch eine höhere Prävalenz von Karies und Zahnverlust einen größeren Versorgungsbedarf haben, aber einen verhältnismäßig geringeren Sanierungsgrad und weniger hochwertige zahnärztliche Versorgungen als Probanden mit einem hohen sozioökonomischen Status. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Prophylaxekosten langfristig deutlich unter den Kosten für zahnärztliche Versorgungen liegen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Arbeit machen deutlich, dass der Aufbau qualitativ gesicherter Präventionsprogramme für die "Volkskrankheiten" Karies und Parodon-titis langfristig Kosten für zahnärztliche Versorgungen senken und dazu beitragen kann, das hohe Versorgungsniveau des deutschen Gesundheitssystems weiterhin zu gewährleisten. Die Entwicklung schichtspezifischer Präventionsprogramme in der Zahnmedizin spielt eine wichtige Rolle dabei, da ein deutliches Schichtgefälle in der Kariesprävalenz und für Zahnverlust aufgezeigt und bestätigt werden kann.
Schlagwörter: Budget, Gesundheitsökonomie, Basisstudie, SHIP 0, zahnärztliche Versorgung, Versorgungsniveau, Prävention