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Was Sie im Spannungsfeld zwischen Chefs und Mitarbeitern unbedingt berücksichtigen sollten

(c) Adobe Stock / Julian Weber

Führen in der Sandwichposition ist eine besondere Herausforderung, denn Sie haben eine Doppelrolle inne: Im Umgang mit Ihrem Chef sind Sie selbst Mitarbeiter und im Zusammenspiel mit den Ihnen unterstellten Mitarbeitern Führungskraft. Falls Sie erst kürzlich diese Position übernommen haben und vorher „normale“ Mitarbeiterin waren, kommt noch eine weitere Herausforderung hinzu: Denn es könnte sein, dass Ihre ehemaligen Kollegen Ihnen Ihre Position neiden und es Ihnen daher besonders schwer machen.

Den Erfordernissen einer modernen Zahnarztpraxis entsprechend, wendet sich das „Quintessenz Team-Journal“ an das gesamte zahnärztliche Team: Zahnärztinnen, Zahnärzte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von Auszubildenden bis zur Dentalhygienikerin. Neben dem Basiswissen für die Auszubildende sorgen Beiträge aus dem klinischen Bereich für ein Kompetenz-Plus. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.

Um in diesem Spannungsfeld zu bestehen, gilt es, sich zunächst klar zu machen, dass die eigene innere Klarheit das Fundament dafür ist, klar und bestimmt in alle Richtungen zu kommunizieren – und zwar sowohl verbal als auch nonverbal durch Ihre Körpersprache, Mimik, Gestik etc. Diese Klarheit können wir nur erlangen, wenn wir wissen, wofür wir stehen, welche Werte uns wichtig sind, wo unsere Grenzen sind und ob wir auch bereit und in der Lage sind, dafür selbstbewusst einzutreten.

Werte

Zunächst zu unseren Werten. Sie helfen uns, unseren Weg zu finden. Sie sind eine Art „innerer Kompass“, der uns die Richtung weist. Bei fest verinnerlichten Werten fällt es uns leichter, auch schwere Entscheidungen zu treffen. Werte helfen aber auch unserem Umfeld, da es unser Handeln und uns als in sich konsistent wahrnimmt. Es kann sein eigenes Handeln daran ausrichten, weil es unsere Reaktionen im Vorfeld abschätzen kann. Unsere gelebten Werte sind für das Umfeld also eine verlässliche Leitlinie, an der es sich orientieren kann. Gerade in der Sandwichposition gilt das gleichermaßen gegenüber Chefs und Mitarbeitern. Beispiele für Werte sind Ehrlichkeit, Fairness, Loyalität, Offenheit, Pragmatismus, Selbstdisziplin, Sicherheit, Teamgeist oder Verlässlichkeit. Welche Werte sind Ihnen (aktuell) wichtig? Unser Wertegefüge kann und wird sich im Laufe unseres Lebens verändern, weil wir mit zunehmender Lebenserfahrung klarer sehen, was uns persönlich wichtig ist.

Grenzen

Das Gleiche gilt für unsere Grenzen. Nur wer seine Grenzen für sich klar gezogen hat, kann sie nach außen abstrahlen und dadurch seiner Umwelt signalisieren: „Bis hierhin und nicht weiter.“ Ansonsten wird es den einen oder anderen geben, der ausprobiert, wie viel wir uns gefallen lassen. Gerade in der Konstellation Führungskraft – Chef kann aufgrund des Machtgefälles manch unschöne Situation daraus resultieren.

Ein Beispiel

Wir verhalten uns häufig in unterschiedlichen Rollen anders. Selbst wenn wir schon etliche Erfahrungen als Führungskraft gesammelt haben und eigentlich in uns ruhen, kann es sein, dass ein bestimmtes Verhalten unseres Chefs in uns Erinnerungen wachruft und wir uns plötzlich wie ein getadeltes Kleinkind fühlen. In dem Moment, in dem unser Chef dieses Gefühl bei uns wahrnimmt und seine Chance sieht, das für sich auszunutzen, wird er diese Möglichkeit ergreifen und seine Machtkarte spielen: „Ich Chef – Du nichts“. Die Folge ist, dass wir in hilfloser Wut zurückbleiben, weil wir aufgrund der Konstellation und unseren Kindheitserfahrungen keine Handlungsmöglichkeiten wahrnehmen.

Das können wir allerdings ändern: In dem Moment, wo wir uns wieder unseres ‚Erwachsenen-Selbst‘ bewusst werden, für uns eine klare Grenze ziehen, was wir uns gefallen lassen wollen und was nicht, werden wir genau diese Sicherheit nach außen abstrahlen. Das allein wird in der Regel genügen, dass diese Grenzverletzung nicht wieder passiert. Und wenn doch, werden wir laut und deutlich „Stopp!“ sagen und damit die Grenze auch verbal kommunizieren.

Auch in der Konstellation Führungskraft – Mitarbeiter sind Grenzen wichtig. Überall dort, wo wir Grenzverletzungen zulassen, werden Mitarbeiter das bemerken und erneute, noch dreistere Grenzverletzungen versuchen.

Wie wir oben gesehen haben, sind Grenzverletzungen nur möglich, weil wir uns in dem Moment uns selbst und unseres Wertes nicht bewusst sind. Es geht also ganz wesentlich auch um unser Selbstbewusstsein. Doch was ist Selbstbewusstsein eigentlich?

Selbstbewusstsein

Selbstbewusstsein umfasst mehrere Aspekte. Zum einen heißt es, dass wir wissen wer wir sind, wofür wir stehen (unsere Werte), was uns als Mensch ausmacht, was wir gelernt und was wir für Stärken haben. Zum anderen heißt es aber auch, dass wir unsere Schwächen kennen und als Teil von uns selbst akzeptieren. Wenn es Ihnen aktuell noch an Selbstbewusstsein fehlt, können Sie daran arbeiten, es aufzubauen. Glauben Sie an sich selbst, denn: „Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken“ (Marcus Aurelius). Fangen Sie an, die eigene Selbstwirksamkeit vom Kleinen zum Großen zu entdecken. Wagen Sie sich an neue Dinge heran und erkennen Sie, dass es Ihnen gelingt. Arbeiten Sie an Ihrer eigenen positiven Wahrnehmung. Fokussieren Sie die positiven Seiten an sich selbst, die Erfolgserlebnisse, die Sie haben, und akzeptieren Sie Ihre Schwächen. Sie sind Teil von Ihnen. Gerade das macht ja Teamarbeit so schön. Wir können uns gegenseitig ergänzen.

Wenn Sie bestimmte Situationen wahrnehmen und sie interpretieren, suchen Sie sich doch die für Sie beste Interpretation heraus: Die Kollegin, die Sie heute nicht gegrüßt hat, war bestimmt nur in Gedanken und hat überhaupt nichts gegen Sie. Seien Sie dankbar für das, was Sie haben: einen Job, ein Dach über dem Kopf, genug anzuziehen, zu essen, usw. Lächeln Sie. Das erzeugt positive Gefühle in Ihnen, welche Sie auch ausstrahlen. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Je sicherer wir uns unserer selbst bewusst sind, desto einfacher wird es uns fallen, uns in der Sandwichposition zu behaupten: gegenüber der Praxisleitung, aber auch gegenüber den Mitarbeitern.

Ein Beispiel für Ersteres ist das Einfordern der erforderlichen Rückendeckung durch den Chef. Wenn die Praxisleitung der Führungskraft immer wieder in den Rücken fällt, ihre Entscheidungen in Frage stellt oder gar ihr in aller Öffentlichkeit über den Mund fährt, hat die Führungskraft keine Chance. Die anderen Mitarbeiter, die dieses Verhalten bemerken, erkennen, dass die Führungskraft in Wirklichkeit „zahnlos“ ist, und werden ihr in der Regel nicht den nötigen Respekt erweisen und Anordnungen ignorieren beziehungsweise diese über den Chef auszuhebeln versuchen. Das ist wie in der Kindererziehung. Dort, wo das Kind feststellt, dass Vater und Mutter sich uneinig sind, wird es sich jeweils an denjenigen wenden, wo es seinen Wunsch erfüllt bekommt. Insofern kann Führung aus der Sandwichposition nur gelingen, wenn die Führungskraft vom Chef volle Rückendeckung bekommt. Das heißt konkret, dass er sich im Zweifelsfall vor die Führungskraft stellt und sagt, dass sie sein volles Vertrauen genießt und alle entsprechenden Kompetenzen hat.

Fazit

In dem Moment, in dem das Rollenverständnis der Position „Führungskraft“ allen Beteiligten klar ist, werden Mitarbeiter fachliche und sonstige Weisungen von der Führungskraft akzeptieren und die Führungskraft kann sich ihnen gegenüber durchsetzen.

Wenn Sie diese Tipps befolgen, Ihren eigenen Werten folgen, klare Grenzen ziehen und selbstbewusst auftreten, werden Sie von ihrem Umfeld auch als selbstbewusst wahr- und als Führungsperson in der Sandwichposition ernstgenommen.

Dr. Susanne Woitzik, Düsseldorf

Foto: ZA eG
Dr. Susanne Woitzik ist seit 2009 Mitglied der Geschäftsleitung der ZA – Zahnärztliche Abrechnungsgenossenschaft eG. Die Expertin für betriebswirtschaftliche Praxisführung, Persönlichkeits- und Teamentwicklung ist seit 2018 autorisierte Prozessberaterin in den Programmen unternehmensWert:Mensch (uWM und uWM plus) und seit diesem Jahr auch Beraterin der Offensive Mittelstand. Kontakt: swoitzik@za-eg.de.

Erstveröffentlichung im Quintessenz Team Journal 4/2019

Quelle: Quintessenz Team-Journal 4/19 Praxisführung Team Menschen