Seiten: 15-23, Sprache: DeutschSchwendicke, FalkZur Beurteilung parodontaler Therapien und zum Vergleich des parodontaltherapeutischen Zahnerhalts mit einem Zahnersatz sollten neben klinischen und patientenzentrierten Aspekten auch die initial und langfristig erwachsenden Kosten berücksichtigt werden. Ausgehend von mehreren, auf unterschiedlichen Methodiken beruhenden Studien können die langfristigen Kosten zum Erhalt von Zähnen bei Parodontitispatienten in Deutschland auf ca. 10 bis 30 Euro pro Jahr und Zahn geschätzt werden, wobei aktive und unterstützende parodontale sowie weitergehende nichtparodontale (restaurative, endodontische oder prothetische) Behandlungskosten eingeschlossen sind. Der Großteil dieser Kosten wird für die unterstützende parodontale Behandlung aufgewendet. Behandlungen von bestimmten Risikopatienten (Raucher, Patienten mit schwerer generalisierter Parodontitis) und Risikozähnen (ausgeprägter Knochenverlust, Molaren mit Furkationsbefall) verursachen höhere Kosten. Die Behandlung von aggressiver Parodontitis ist nicht notwendigerweise teurer als die von chronischer Parodontitis. Zähne zu entfernen und zu ersetzen, statt sie durch eine parodontale Therapie zu erhalten, ist fast immer mit höheren initialen und langfristigen Folgekosten assoziiert.
Schlagwörter: evidenzbasierte Medizin, Gesundheitsökonomie, Simulationen, unterstützende Therapie, Zahnerhalt, Zahnersatz
Seiten: 25-35, Sprache: DeutschEickholz, Peter / Strauß, Brigitte1. Antiinfektiöse Therapie einer generalisiert moderaten, lokalisiert schweren ParodontitisEs wird die antiinfektiöse Therapie eines Patienten beschrieben, der zu Beginn der parodontalen Therapie 46 Jahre alt war und bei dem eine generalisiert moderate, lokalisiert schwere chronische Parodontitis diagnostiziert wurde. Es werden die Anfangsdiagnostik, die Information des Patienten über seine Erkrankung und deren Therapie, das Mundhygienetraining, die nichtchirurgische subgingivale Instrumentierung/das geschlossene Vorgehen und die Reevaluation 1 beschrieben. Zu diesen Therapieschritten werden Vorschläge gemacht, wie diese berechnet werden können.
Schlagwörter: antiinfektiöse Parodontitistherapie, nichtchirurgische subgingivale Instrumentierung, geschlossenes Vorgehen, Berechnung parodontaler Therapie
Seiten: 37-49, Sprache: DeutschStrauß, Brigitte / Püllen, Frank / Eickholz, PeterEin FallberichtEs wird der Fall eines Patienten beschrieben, der zu Beginn der parodontalen Therapie im Alter von knapp 72 Jahren (jüngerer Senior) noch 23 Zähne hatte. Damit lag er im Jahr 2007, zwei Jahre nach Erhebung der Vierten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS IV), deutlich über dem Durchschnitt in den alten Bundesländern (14,6 Zähne). In den zehn Jahren seit Beginn der systematischen parodontalen Therapie, bestehend aus nichtchirurgischer antiinfektiöser Therapie, Prämolarisierung 36 und unterstützender Parodontitistherapie (UPT), hat sich an der Zahnzahl nichts geändert. Der Patient hat in dieser Zeit keinen Zahn verloren und liegt damit im Alter von 82 Jahren (älterer Senior) im Vergleich zu den 75- bis 100-Jährigen mit hohem Sozialstatus immer noch deutlich über dem Durchschnitt (15,2/18,2 Zähne). Der geringe Zahnverlust kann mit verschiedenen, gut kontrollierten Risikofaktoren erklärt werden: Der Patient nimmt regelmäßig an der UPT teil, er ist Nichtraucher und betreibt eine effektive individuelle Plaquekontrolle. Er leidet zwar aktuell an Diabetes mellitus, dieser ist aber metabolisch gut eingestellt.
Schlagwörter: jüngere Senioren (65-74 Jahre), ältere Senioren (75-100 Jahre), unterstützende Parodontitistherapie (UPT), palliative Furkationstherapie
Seiten: 51-65, Sprache: DeutschChristgau, Michael / Bimler, MaximilianEine ÜbersichtDer fortgeschrittene Attachmentverlust sowie möglicherweise bereits eingetretene Zahnverluste führen bei Patienten mit einer schweren Parodontitis oft zu diversen pathologischen Zahnbewegungen, wie z. B. Zahnkippungen und -elongationen sowie Lückenbildungen. Bereits vorhandene Zahnengstände stellen ein weiteres Problem dar. Alle diese Veränderungen führen zu ästhetischen, phonetischen und funktionellen Problemen und können zusätzlich sowohl die patienteneigene Mundhygiene als auch die restaurativen Versorgungsmöglichkeiten erheblich erschweren. Die Hinzuziehung der Kieferorthopädie (KFO) nach erfolgreich durchgeführter aktiver Parodontitistherapie (APT) kann in diesen Situationen einen wertvollen Beitrag für die Optimierung des Gesamtergebnisses leisten. In der Vergangenheit wurde vielfach gezeigt, dass KFO-Bewegungen in einem zwar reduzierten, aber entzündungsfreien Parodontium erfolgreich durchgeführt werden können. Folglich ist es essenziell, dass vor Beginn der KFO-Therapie die Parodontitis und ihre Ursachen effektiv eliminiert und therapiert werden. Während der KFO-Therapie sollten parodontale Reinfektionen durch engmaschige Kontrollen im Rahmen der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) weitestgehend verhindert werden. Soweit es aus Sicht der KFO therapeutisch sinnvoll ist, hat die Behandlung mit herausnehmbaren Alignerschienen im Vergleich zu festsitzenden Apparaturen bei parodontal vorerkrankten Patienten den großen Vorteil der erleichterten und damit i. d. R. effektiveren Mundhygiene. Für ein optimales Therapieergebnis mit vorhersagbar stabilen Zahnbögen, dauerhaft guter Hygienefähigkeit, ansprechender Ästhetik und bestmöglicher Funktion sowie Phonetik ist eine von Beginn an enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Parodontologie, Kieferorthopädie, restaurativer Zahnheilkunde und ggf. Implantologie unerlässlich. Im Sinne eines Backward-Plannings sollte das für den individuellen Patienten angestrebte Therapieergebnis vor Augen bleiben und der gesamte Therapieplan entsprechend geplant und umgesetzt werden. Hierzu zählen u. a. die Beurteilung der Prognose aller Zähne und die Gestaltung der letztendlich dauerhaft erforderlichen KFO-Retention. Wenn aus prothetischer Sicht möglich, sollten Implantate bereits vor der KFO-Therapie inseriert werden, da sie eine skelettale Verankerung für die angreifenden KFO-Kräfte und somit eine Entlastung der reduzierten Parodontien ermöglichen können.
Schlagwörter: kieferorthopädische Therapie, Aligner, Parodontitis, Parodontitistherapie, unterstützende Parodontitistherapie, interdisziplinäre Behandlung, Review
Seiten: 67-70, Sprache: DeutschMüller-Busch, Alexander / Zbären, Christoph / Richter, Marion / Todea, Anca / Graetz, Timon / Betthäuser, Madlena / Kroiss, Sebastian / Meyle, JörgDiskussionsbeitrag des Masterkurses "Parodontologie und Implantattherapie" der DG PARO und DIUBeim Leukozyten-Adhärenz-Defekt-Syndrom (LAD-Syndrom) handelt es sich um seltene angeborene Störungen der Leukozytenfunktion, die mit einer früh beginnenden (Milchzahn-) Parodontitis assoziiert sind. Nach Aktivierung in den Kapillaren können sich die Neutrophilen nicht an die Kapillarinnenwand anheften und daher nicht aus den Gefäßen auswandern, um an den Entzündungsort zu gelangen. Im Gegensatz zu früher ist man heute der Auffassung, dass beim LAD-I-Syndrom die rasche parodontale Destruktion nicht durch die Infektion, sondern durch die veränderte Immunreaktion ausgelöst wird. Durch die Entgleisung der Neutrophilenbalance ("neutrostat") kommt es über die freigesetzten Zytokine zum raschen Knochenabbau. Über eine Blockade der beteiligten Signalmoleküle wie Interleukin-17 und Interleukin-23 eröffnen sich bei diesen Patienten neue kurative Möglichkeiten.
Schlagwörter: früh beginnende Parodontitis, Milchzahnparodontitis, Leukozyten-Adhärenz-Defekt-Syndrom (LAD-Syndrom), Integrin-Rezeptor, Diapedese, neutrophile Granulozyten