Seiten: 235-241, Sprache: DeutschDeinzer, RenatePsychischer Stress wird immer wieder als möglicher Risikofaktor parodontaler Erkrankungen diskutiert. Sowohl Humanuntersuchungen als auch Tierexperimente deuten darauf hin, dass psychische Belastungen die Integrität des Parodontiums beeinträchtigen können. Allerdings ist es methodisch nicht unproblematisch, solche Zusammenhänge beim Menschen im kontrollierten prospektiven Design zu untersuchen. Einfacher ist es, Auswirkungen psychischer Belastungen auf Gingivitiden zu analysieren. Die chronische Gingivitis gilt dabei als Vorläufer der Parodontitis. Ein Verständnis psychischer Wirkungen auf Gingivitiden kann so auch Hinweise auf mögliche Wirkungen auf das Parodontium insgesamt liefern. Stresswirkungen können über verschiedene Wege vermittelt sein. Hierzu gehören ein verändertes Mundhygieneverhalten, eine vermehrte Exposition gegenüber exogenen Noxen, wie z. B. Nikotin, und eine veränderte Immunregulation des Wirts. Der vorliegende Artikel fasst Ergebnisse eigener und fremder Studien zu diesen unterschiedlichen Vermittlungswegen zusammen. Es zeigt sich, dass psychische Belastungen tatsächlich auf allen drei genannten Ebenen Wirkung hinterlassen. Hervorzuheben sind dabei insbesondere die deutlichen Auswirkungen auf immunologischer Ebene. Bei der Analyse dieser Wirkungen zeigt sich allerdings auch die Komplexität des Geschehens, sind doch die Stresswirkungen bei chronischer und experimenteller Gingivitis nicht unmittelbar miteinander vergleichbar. Auch wenn sich allgemein die Hinweise verdichten, dass psychischer Stress Einfluss auf die parodontale Integrität nehmen kann, bedarf es weiterer umfassender Forschung, um die Mechanismen dieser Einflussnahme genauer zu verstehen und daraus ggf. auch klinische Konsequenzen abzuleiten.
Schlagwörter: Gingivitis, Stress, Psychologie, Interleukine, Mundhygiene
Seiten: 243-253, Sprache: DeutschEger, Thomas / Thierbach, René / Hartung, Sabine / Boros, Gabor / Kashta, AlmirDer Erfolg des langfristigen Zahnerhalts ist in verschiedenen Studien dokumentiert worden. Bei angenommener regelmäßiger unterstützender Parodontitistherapie (UPT) wurde Zahnverlust nur noch selten beobachtet. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, die Überlebensrate von Zähnen und Implantaten bei complianten, teilcomplianten und noncomplianten Soldaten während eines mindestens 10-jährigen Zeitraums zu bestimmen. Methoden: 430 Patienten mit aggressiver oder generalisierter schwerer chronischer Parodontitis wurden in den Jahren 1995 bis 2000 im Rahmen der systematischen nicht-chirurgischen Parodontalbehandlung mit Full-Mouth-Scaling und Wurzelglättung durch einen Fachzahnarzt für Parodontologie behandelt. Anschließend wurden die Patienten risikoorientiert in 3- bis 6-monatigen Abständen im Rahmen der UPT wieder einbestellt. 125 Implantationen erfolgten an 40 voll- und teilcomplianten Patienten 2 bis 5 Jahre nach Behandlungsbeginn. Ergebnisse: Bei aggressiver und chronischer Parodontitis bestanden bezüglich der Zahnverlustraten keine Unterschiede. Kürzere Anreisen, höherer Bildungsgrad oder herausgehobene Dienstverwendung, Nichtrauchen, begleitende systemische Antibiose zur nicht-chirurgischen Parodontaltherapie nach parodontalem Erregernachweis und schwere internistische Grunderkrankungen waren begünstigende Faktoren für die vollständige Compliance in diesem Zeitraum. 16,2 % der Raucher gelang im Untersuchungszeitraum eine dauerhafte Tabakentwöhnung. Acht Implantate an sechs Patienten wurden aufgrund einer Periimplantitis im Untersuchungszeitraum entfernt. Schlussfolgerungen: Die erhöhte risikoorientierte Nachsorgefrequenz bei complianten Patienten verbessert die Prognose von Zähnen und führt zur Vermeidung von Extraktionen, Zahnverlust und umfangreichen prothetischen Versorgungen. Die Auswahl eines Zahnarztes mit dem Angebot einer langfristigen, individuell risikoorientierten unterstützenden Parodontitistherapie ist ein entscheidender Faktor, der den Verlust oder Erhalt parodontal schwer geschädigter Zähne beeinflusst.
Schlagwörter: Unterstützende Parodontitistherapie, Patientencompliance, Parodontitis, Zahnverlust
Seiten: 255-263, Sprache: DeutschEickholz, PeterDie Abkürzung PZR steht für Professionelle Zahnreinigung. Wenn man sich diesem Begriff vom offenkundigen Wortsinn her nähert, bedeutet Zahnreinigung, dass Zähne gesäubert, d. h. von Fremdauflagerungen befreit werden. Das Attribut "professionell" heißt in diesem Kontext, dass diese Reinigung von speziell dafür ausgebildetem Personal mit spezifischem professionellem Instrumentarium durchgeführt wird. Eine sogenannte Prophylaxesitzung mit PZR umfasst laut Bundeszahnärztekammer eine gründliche Untersuchung der Mundhöhle und des Zahnsystems inklusive Erfassung der Mundhygienesituation sowie vorhandener Beläge und Blutungen des Zahnfleischs. Nach Reinigung der Zähne wird mit fluoridhaltiger Paste poliert. Den Patienten werden Hinweise zur Optimierung der häuslichen Mundhygiene gegeben. Bei der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT) werden darüber hinaus mindestens einmal pro Jahr ein Parodontalstatus erhoben und ggf. vorhandene pathologisch vertiefte Taschen (Sondierungstiefen [ST] von 4 mm mit Bluten auf Sondieren bzw. ST ≥ 5 mm) subgingival gereinigt. Die regelmäßige Teilnahme an der UPT verringert den durchschnittlichen Zahnverlust bei Erwachsenen mit bzw. nach Parodontitis über 10 Jahre um etwa 2 Zähne im Vergleich zu Patienten, die nicht regelmäßig professionell nachgesorgt werden. Bei einem weitgehend vollbezahnten Patienten kostet eine UPT, die etwa eine Stunde dauert, mit Erhebung des Parodontalstatus und z. B. subgingivaler Reinigung von 5 Zähnen etwa € 150,-. Bei den meisten Patienten sind 2 UPT-Sitzungen pro Jahr erforderlich. 10 Jahre UPT würden also € 3.000,- kosten. Damit wäre der Zahnersatz, der zum Ersatz der durchschnittlich 2 Zähne erforderlich wäre, die ohne regelmäßige UPT verloren gingen, kaum bezahlbar.
Schlagwörter: Professionelle Zahnreinigung (PZR), Unterstützende Parodontitistherapie (UPT), langfristiger Zahnerhalt, Parodontitis
Seiten: 265-278, Sprache: DeutschFischer, KaiEin FallberichtVerschiedene epidemiologische Studien haben gezeigt, dass sich die Prävalenz der schweren Parodontitiden kaum verändert hat. Vielmehr scheinen aufgrund der großen Fortschritte in der Kariesprävention sowie konservativen Zahnheilkunde weniger Zähne entfernt zu werden, wodurch gleichzeitig die Zahl der potenziell parodontal kompromittierten Zähne ansteigt. Der vorliegende Fall zeigt die konservative Behandlung einer Patientin mit einer schweren chronischen Parodontitis mit adhäsiver Schienung zur Stabilisierung der stark gelockerten Zähne und zur Verbesserung der Kaufunktion.
Schlagwörter: schwere Parodontitis, antiinfektiöse Therapie, Würzburger Konzept, adhäsive Schienung
Seiten: 281-293, Sprache: DeutschSonnenschein, SarahDie aggressive Parodontitis ist durch eine besonders rasch voranschreitende parodontale Destruktion gekennzeichnet, die ohne adäquate Therapie und gute Mitarbeit des Patienten zu einem frühzeitigen Zahnverlust führen kann. Durch die enge Beziehung von Parodont und Endodont kann es zu Paro- Endo-Läsionen kommen, bei denen die Primärursache oft schwer zu diagnostizieren ist. Der vorliegende Fallbericht beschreibt die Behandlung einer 27-jährigen Patientin mit einer generalisierten aggressiven Parodontitis und einer Paro-Endo-Läsion an einem durch Trauma geschädigten Frontzahn.
Schlagwörter: Aggressive Parodontitis, Paro-Endo-Läsion, Frontzahntrauma