Die antiresorptive Therapie aus onkologischer Indikation oder bei Patienten mit Osteoporose gehört zu den häufigen Begleitmedikationen vieler Patienten. Dabei gilt die medikamentenassoziierte Kiefernekrose („medication-related osteonecrosis of the jaw“, MRONJ) als eine Komplikation, deren Ätiopathogenese bisher nicht geklärt erscheint. Als assoziierte Risikofaktoren, die zur Entwicklung einer Kiefernekrose beitragen, gelten systemische (Komedikation mit Glukokortikoiden oder Chemotherapeutika) und lokale Faktoren wie dentoalveoläre Eingriffe. Die kaufunktionelle Rehabilitation von Patienten unter antiresorptiver Therapie mit implantatgetragenem Zahnersatz wird weiterhin teilweise kontrovers in der Literatur diskutiert. Auf der einen Seite könnte das kompromittierte Knochenlager zu einer insuffizienten Osseointegration und geminderten Implantatüberlebensraten führen. Weiterhin könnten der Eingriff der Implantation oder das Implantat an sich sowie assoziierte Erkrankungen wie die Periimplantitis als auslösende Faktoren für die Entstehung einer MRONJ gesehen werden. Andererseits kann durch implantatgetragenen Zahnersatz das Risiko einer MRONJ durch eine potenzielle Druckstelle der schleimhautgetragenen Prothese gemindert und die Lebensqualität analog zu Patienten ohne antiresorptive Therapie, insbesondere bei zahnlosem Kiefer, gesteigert werden. Eine gute Mundhygiene und entsprechende supportive zahnärztliche Therapie sind bei allen Patienten unter antiresorptiver Behandlung notwendig, insbesondere vor einer etwaigen Implantattherapie. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die aktuelle Evidenz bezüglich einer dentalen Implantation bei Patienten unter antiresorptiver Therapie gegeben werden. Einzelne Zusammenhänge zwischen Dosierung und Medikationsindikation und Entwicklung einer Kiefernekrose nach Implantation sollen ebenso wie das Implantatüberleben in diesem speziellen Patientenkollektiv im Kontext der aktuellen Literatur betrachtet werden. Ziel ist es, die patientenindividuelle Risikoabschätzung und Therapieentscheidung im klinischen Alltag stützen zu können.
Manuskripteingang: 21.03.2022, Annahme: 18.05.2022
Schlagwörter: Bisphosphonate, RANKL-Inhibitor, medikamentenassoziierte Kiefernekrose, Implantatüberleben